Manchmal sehne ich mich geradezu danach zurück zu der Zeit, als alles so einfach war. Es gab einen einzigen Mülleimer, was Vater und Mutter sagten, war Gesetz, und der Sonnenuntergang war in den Sommerferien das Signal, nach Hause zu gehen. „Sicherlich mache ich heute viele Dinge, die für meine Eltern noch undenkbar gewesen wären…aber ist es all die Mühe wert?“
Wenn mir solche Gedanken durch den Kopf gehen, muss ich heute manchmal lächeln. Wir Menschen scheinen uns immer nach Früher zu sehnen, dem Vertrauten, dem Bekannten, dem Althergebrachten.
Der Grund ist schnell erklärt: Die Mehrheit der Menschen zieht es vor, sich in sehr engen Bahnen zu bewegen. Denn die Alternative macht Angst. Angst vor dem Unbekannten, Angst davor, zu versagen, Angst davor, nicht abgesichert zu sein, Angst vor der Angst.
Diese engen Bahnen nennt man neuerdings Komfortzone. Sie bietet Komfort, Bequemlichkeit, Geborgenheit. Nur das Leben, das mich in dieser Komfortzone erwartet, kann ich mir sehr leicht vorstellen. Ich brauche nur an meine Eltern zu denken und an deren Eltern und deren Eltern. Ein komplettes Leben immer im gleichen Ort, die (Arbeits-)lebenslange Arbeitsstelle, die heute schon errechenbare Pension.
Wann begann ich damit, mich zu sehnen nach der Welt da draußen, außerhalb meiner Komfortzone? Wann überkam mich die Lust, meine eigenen Grenzen zu überschreiten? Als ich erwachsen wurde? Ich meine nicht die Zeit um meinen achtzehnten Geburtstag herum, dass man da erwachsen wird, halte ich immer noch für ein Gerücht. Nein, ich meine die Zeit, in der ich wirklich erwachsen wurde. Als ich begann, meine eigenen Entscheidungen zu treffen. Tiefgreifende Entscheidungen, Lebenslauf verändernde Entscheidungen. Entscheidungen weg von dem Leben, das meine Eltern wohlmeinend für mich vorgesehen hatten, hin zu meinem eigenen Leben. Hin zu dem Leben, in dem ich bestimmt oft gefordert werde, das mich auch schon hat stolpern lassen, das Leben, auf dessen Wellen ich surfen kann. Das Leben, das nur mir passt, keinem anderem Menschen auf dieser Welt. Ich habe es mir auf den Leib geschneidert. Mit Menschen, die mich glücklich machen, mit einem Beruf, der mich glücklich macht, Lebensumstände, die mich glücklich machen – und die Menschen um mich herum.
Es war nicht immer bequem und schon gar nicht komfortabel. Es hat mich Mut gekostet und harte Arbeit. Wenn andere ihr Feierabendbierchen getrunken haben, habe ich oft noch gelernt oder gearbeitet, aber ich habe es mir bewiesen. Ich kann stolz sein auf mich und dankbar, denn ich habe es geschafft. Geschafft, mich immer wieder aufzuraffen, so lange, bis ich besser war als vorher, bis ich erreicht hatte, was ich wollte, bis es für mich passte.
Ich werde es auch in Zukunft schaffen, mich immer wieder zu motivieren und nach vorne zu bringen. Denn auch wenn es vielleicht nicht immer komfortabel ist, aber es ist immer gut, denn es ist immer ich.
