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Wenn die Jahreszeit sich ändert und die Tage kürzer und die dunklen Nächte länger werden, kann unsere Stimmung in den Keller gehen. Während manche Gemüter diese Stimmungstiefs einfach wegstecken und sich nur ein bisschen weniger inspiriert fühlen, brüten andere Menschen eine veritable jahreszeitliche Depression aus. Sie verspüren Hoffnungslosigkeit, Reizbarkeit, Müdigkeit und Angststörungen.
Seit vielen Jahren schon untersuchen Forscher dieses Phänomen. Immerhin sind in Deutschland schätzungsweise 800.000 Menschen von diesen jahreszeitlichen Depressionen betroffen.
Verantwortlich dafür zeichnet sich zu einem großen Teil ein Mangel an Vitamin-D. Dieses Hormon produziert der Körper, sobald die Haut der Sonnenstrahlung ausgesetzt ist. Im Winter sinkt die Produktion dieses wichtigen Hormons verständlicherweise deutlich ab.
In der Folge sinken jedoch auch die Pegel der beiden wichtigen Hormone Serotonin und Melatonin. Serotonin ist als das „Glückshormon“ bekannt, was verständlich macht, dass die Stimmung sinkt. Doch auch das „Schlafhormon“ Melatonin hat einen wichtigen Einfluss auf das Gemüt. Denn in Folge seines Mangels wird der Tag-Nacht-Rhythmus gestört, was auch eine Depression auslösende Wirkung hat. Doch wie kann hier die Achtsamkeit helfen?
Ein wichtiger Faktor bei der Bekämpfung der Winterdepression ist, dass die Achtsamkeit uns dabei helfen kann, resilienter zu werden.
Was bedeutet dies?
Sind wir resilient, fällt es uns leichter, uns an Veränderungen anzupassen. Auch unangenehme Dinge und Ereignisse verkraften wir dann leichter und lassen uns von diesen nicht so leicht aus dem Konzept bringen.
Gleich ob unsere Herausforderung im kalten Wetter oder in einer Niedergeschlagenheit besteht. Wenn wir es schaffen, im Jetzt zu verbleiben und uns solchen unangenehmen Gefühlen mit einer gewissen nicht bewertenden Neugierde zu stellen, kann uns dies dabei helfen, die damit verbundenen emotionalen Ausnahmezustände deutlich zu vermindern. Zudem verbessern wir unsere Fähigkeit, uns schnell wieder aus solchen unangenehmen und bedrückenden Situationen zu erholen.
Gleichsam kann uns die Achtsamkeit auch dabei helfen, die Unbeständigkeit des Lebens besser zu verstehen und sie vor allem auch anzunehmen. Bleiben wir jederzeit bewusst in unseren Gedanken, Gefühlen und Erfahrungen, können wir akzeptieren lernen, dass Leben Veränderung bedeutet. Haben wir diese Veränderung und Unbeständigkeit einmal verstanden, wird uns dies in dunklen Zeiten zugutekommen. Denn wir sind uns auch in den dunkelsten Stunden bewusst, dass selbst diese Gefühle und Gedanken nur vorübergehend sind.
Ein weiteres wichtiges Werkzeug, das uns die Achtsamkeitspraxis an die Hand gibt, ist die Macht der Perspektive. Der Titel seines Buches „Change how you see, and see how you change“, des Photographen Rick Guidotti hat mich hierzu sehr inspiriert. Der einstige Modephotograph hat selbst einen unglaublichen Wandel durchgemacht. Nachdem er mit den ganz Großen der Modebranche gearbeitet hat, begann er damit, Menschen mit der Kamera ins rechte Licht zu rücken, die gemeinhin nicht als schön gelten. Menschen mit Geburtsfehlern und genetischen Mutationen. Er begann damit eine Reise in die Schönheit der genetischen Vielfalt, wie er es nennt.
Verändern Sie also auch Ihre Perspektive bezüglich der kalten Jahreszeit. Anstatt sich darauf zu versteifen, was Ihnen jetzt fehlt, sehen Sie die Schönheit des Winters und seine Vorteile. Die etwas langsamere Gangart, mehr Zeit im gemütlichen Zuhause, das Sie das ganze Jahr über mit so viel Liebe eingerichtet haben, nur um dann daraus zu fliehen, sobald der erste Sonnenstrahl am Himmel steht, zum Beispiel.
Gibt es nicht sehr viel, das es wert ist, auch im Winter beachtet und geachtet zu werden?
