Manchmal gibt es Zeiten in unserem Leben, da ist das Alte bereits vergangen, doch das Neue noch nicht da. Das sind Schwellenzeiten. Also Zeiten, in denen wir uns in einer Art Übergang befinden, irgendwo Mittendrin. Und meistens haben wir dabei das Gefühl, sprichwörtlich in der Luft zu hängen und sind zutiefst frustriert.
Dabei können diese Zeiten durchaus Geschenke an uns sein!
Warum sind Schwellenzeiten so unbeliebt?
Zumeist treffen uns Schwellenzeiten relativ unvorbereitet: Wir verlieren unseren Job, unser Partner verlässt uns, wir müssen aus der Mietwohnung ausziehen, da unser Vermieter Eigenbedarf angemeldet hat. Das ist erstmal wie ein Schlag ins Gesicht und wie ein Sturz ins Bodenlose. Und meist drehen wir nach einer solchen Nachricht so richtig auf: Dann wird krampfhaft versucht, einen neuen Job zu finden, wir rasen von einer Wohnungsbesichtigung zur nächsten und melden uns auf allen Datingportalen an, die wir finden können.
Doch warum tun wir das?
Weil wir in unserer Gesellschaft gewohnt sind, immer weiterzugehen, Projekte voranzutreiben, weiterzuentwickeln und zu funktionieren. Innezuhalten wird dagegen als Stagnation angesehen, als Nichtstun, Müßiggang und zum Teil gar als Faulenzerei. Und wenn wir uns nach einer Kündigung oder einer Trennung hinsetzen und nachdenken würden, haben wir die Befürchtung, dass wir scheel angesehen würden.
Schwellenzeiten sind wichtig!
Dabei sind Zeiten, in denen wir Innehalten, uns hinsetzen und über uns und unsere Situation reflektieren, ungemein wichtig! Bieten sie doch die Möglichkeit sich konkret Gedanken zu machen: Über das, was man möchte, wohin man gehen und sich entwickeln will. Was gut an dem Alten war, das gegangen ist, und was nicht gut war. Und auch über das, was man nicht mehr möchte und was man vielleicht auch bewusst gehen lassen und loslassen will.
Wenn wir uns diese Zeit nicht nehmen, kann es passieren, dass wir wieder in die gleiche Tretmühle gelangen wir zuvor: Dass wir einen Job annehmen, der nicht zu uns passt und uns aufreibt. Dass wir an einen Partner gelangen, mit dem wir genau das gleiche erleben, wie mit dem letzten, und der uns nicht gut tut. Und die neue Wohnung, in die wir überstürzt ziehen, hat eigentlich ganz viele Kriterien, die wir so nicht haben wollten.
Kam die schlechte Nachricht tatsächlich völlig unerwartet?
Natürlich gibt es auch Ängste: Arbeitslos und damit vom Arbeitsamt abhängig zu werden, auf ewig alleine zu bleiben oder ohne ein Dach über dem Kopf dazustehen. Natürlich sollten Sie diese Ängste ernst nehmen. Sich allerdings komplett von ihnen einnehmen zu lassen, ist auch nicht gut. Denn damit laufen Sie Gefahr, in die gleichen Schienen zu geraten wie zuvor.
Denn wenn wir ganz ehrlich zu uns sind: Kamen die schlechten Nachrichten, wie die Kündigung des Jobs und der Weggang des Partners, tatsächlich völlig unerwartet? Hatten wir nicht immer schon ein komisches Gefühl in der Magengrube? Und haben wir es nicht vielmehr bewusst verdrängt, weil wir es nicht sehen, fühlen, wahrhaben wollten?
Schwellenzeiten als Geschenke ansehen
Sollten Sie sich also gerade in so einer Situation befinden, verzweifeln Sie nicht! Nutzen Sie vielmehr die Ihnen geschenkte Zeit.
Setzen Sie sich hin oder machen Sie ausgedehnte Spaziergänge – je nachdem, wie und wo Sie am besten nachdenken und reflektieren können. Überlegen Sie, was Sie in einer bestimmten Situation wirklich wollen. Wie Sie leben, arbeiten, wohnen wollen. Schreiben Sie es auf, z.B. in einer „Must have“-Liste. Wenn Sie jemand sind, die/der eher mit Bildern arbeitet, können Sie sich Ihre zukünftige Situation auch aufmalen oder Sie gestalten eine Visionskollage mit aus Magazinen und Zeitschriften ausgeschnittenen Bildern.
Auf jeden Fall ist es wichtig, ein klares Bild vor Augen zu haben, wie Ihre zukünftige Situation aussehen soll. Denn wie wollen Sie etwas finden oder darauf hin arbeiten, wenn Sie nicht wissen, wie es aussieht?
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine schöne Woche,
Ihre Silvia Duske