Wie Sie ein gutes soziales Netzwerk voranbringt
Der Mensch ist ein soziales Tier. Wie jedes andere Rudeltier profitiert auch der Mensch davon, Artgenossen um sich herum zu scharen. Freunde und Familie sichern das Überleben.
Was für unsere Wald und Steppen bewohnenden Vorfahren gilt, gilt auch für uns, wie Wissenschaftler der University of North Carolina herausgefunden haben. Die Forscher um Yang Claire Yang haben eine Langzeitstudie durchgeführt. Dabei fanden sie heraus, dass gute Freundschaften nicht nur die Lebensqualität und die körperliche und seelische Gesundheit verbessern. Freundschaften verlängern sogar nachweisbar das Leben.
Die Formel ist also einfach: Mehr Freunde = mehr Leben, mit höherer Qualität.
Qualität und Quantität von Freunden
Was die Forscher herausfanden, ist erstaunlicherweise auch, dass es nicht nur auf die Qualität der Freundschaften ankommt, sondern auch auf die Anzahl der Freunde. So kamen sie zu dem Schluss, dass Kinder und Jugendliche, die viele Freunde haben, nicht nur schlanker und gesünder waren, sondern auch längere Freundschaften pflegten und sogar besser dazu in der Lage sind als ältere Menschen, neue Freunde zu finden.
Sie sind kompetenter, da sie wissen, worauf es bei Freundschaften ankommt.
Und gerade sehr junge Menschen profitieren am meisten davon, sehr viele Freunde zu haben. Sie lernen Kompetenzen, die sie nur durch den Umgang mit den Freunden erfahren können.
Der Blick heraus aus der eigenen Kernfamilie, das Kennenlernen anderer Denk- und Verhaltensformen, hilft ihnen toleranter zu werden und zu gegebenem Anlass ihren eigenen Weg zu finden und zu gehen. Neue Eindrücke und Erlebnisse helfen den jungen Menschen, die eigenen Fesseln und Grenzen zu überschreiten, wenn es notwendig ist. Je mehr Freunde sie haben, desto mehr Erfahrungen sammeln sie und desto kompetenter werden sie für ihr eigenes Leben.
Vor allem in Zeiten von Einzelkindern und einem „Eltern als beste Freunde“-Erziehungssystem sind gleichaltrige Freunde immens wichtig. Denn innerhalb dieser Freundschaften lernen die Kinder erfolgreich Konflikte auszutragen, Rücksicht zu nehmen, zu teilen, zu lieben und sich zu bewähren. Freunde geben Halt und Selbstvertrauen, denn Freunde haben die Wahl. Wurde man ausgewählt, ist man etwas Besonderes, das stärkt.
Freunde im Alter
Anders sieht die Sache bei alten und hochalten Menschen aus. Für sie sind Freunde vor allem deshalb wichtig, weil sie Einsamkeit und Depressionen vorbeugen. Gerade wenn der Lebenspartner verstorben ist, ziehen sich viele Menschen zurück. Die eigenen Kinder und Enkel können den Verstorbenen Menschen nicht ersetzen. Oftmals fehlen ihnen auch die Möglichkeit und die Zeit, den verwitweten Menschen aufzufangen und ihm den Halt zu geben, den er nun in seinem Leben vermisst.
Da ist es sehr wichtig, viele Freunde zu haben, die zur Seite stehen. Viele Freunde, da die Möglichkeiten und Interessen älterer Menschen häufig eingeschränkt sind. So bilden sich vielfach Grüppchen, um gemeinsam einzelne Aktivitäten zu organisieren. Freunde, mit denen man Karten spielt, andere, mit denen man Ausflüge und Reisen unternimmt, und wieder andere, um mit ihnen Theater zu spielen oder Sport zu treiben usw.
Junge Erwachsene zählen auf Klasse statt Masse
Junge Erwachsene haben da doch andere Bedürfnisse, fanden die US-amerikanischen Forscher heraus. Sie sind häufig beruflich stark eingespannt und haben Familie und Kindererziehung zu organisieren. Da bleibt für eine große Anzahl an Freunden häufig keine Zeit mehr. Da werden Konzepte wie die beste Freundin oder der beste Freund zu fundamentalen Bedürfnissen. Der eine Mensch, mit dem man alle seelischen Bedürfnisse befriedigen kann, die der Lebenspartner nicht abdecken kann oder will. Frust, Geheimnisse und auch die schönsten Erlebnisse teilen bevorzugt Frauen mit ihren besten Freundinnen.
Für Männer steht eher schöne, geteilte Zeit im Vordergrund. Zeit, die erlaubt, die Anspannung und Last der Verantwortung für eine Weile zu vergessen, und in der man nur man selbst sein darf.
Wann haben Sie Ihren Freunden zuletzt eine Freude gemacht und ihnen gedankt, dass sie da sind?