„Zeig mir dein Gehirn und ich sage dir, wie du lebst“, könnte der Wahlspruch der Forscher des Instituts für Neurowissenschaften und Medizin in Jülich lauten. Denn die Wissenschaftler unter der Leitung von Nora Bittner und Svenja Caspers analysierten die Daten von 549 Probanden daraufhin, welchen Einfluss ihr Lebensstil auf ihr Gehirn hat.
Die analysierten Menschen waren alle zwischen 55 und 85 Jahre alt, so dass man davon ausgehen kann, dass sie lange genug einen gleichartigen Lebensstil geführt haben, der ihre Gehirnstrukturen dementsprechend deutlich hätte prägen müssen – wenn dies tatsächlich der Fall ist. Die Aussagen dieser Studie hat also repräsentativ eine hohe Aussagekraft für uns alle.
Gewohnheiten haben Einfluss auf das Gehirn
Um wissenschaftlich fundierte Aussagen über die „Landkarten des Gehirns“, also dessen strukturellem Aufbau machen zu können, wurden von allen Teilnehmern der Untersuchung Kernspinaufnahmen ihrer Gehirne gemacht. Auch ganz umfassende Daten zu der Lebenssituation jedes einzelnen der untersuchten Menschen, waren Grundlage der Studie. Besonderen Wert legten die Neurowissenschaftler dabei auf die Fragen, ob die Teilnehmer Alkohol und Tabak konsumierten, aber auch inwieweit sie sich sportlich betätigen und wie es um ihr soziales Leben bestellt ist.
Graue Substanz zeigt es ganz deutlich
Als „graue Substanz“ werden die Bereiche des zentralen Nervensystems bezeichznet, in denen sich vor allem die Nervenzellkörper befinden. Die „weiße Substanz“ dagegen beherbergt die Nervenfasern und ist somit vor allem für die Weiterleitung der Informationen zuständig. Dagegen haben Untersuchungen ergeben, dass Menschen mit hohen Intelligenzwerten meist mehr graue Substanz in speziellen Arealen des Gehirns haben, die mit Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Sprache in Verbindung gebracht werden. Graue Substanz ist also wichtig, damit wir intellektuell auf der Höhe sind.
Doch genau diese graue Substanz ist es, die bei den Probanden deutlich besser erhalten war, die einen aktiven Alltag pflegen, viele soziale Kontakte haben und zudem wenig bis keinen Alkohol trinken.
Die Wissenschaftler konnten ganz klar ausschließen, dass genetische Veranlagung nur eine untergeordnete Rolle spielt. Also ganz klar: Wenn Sie also auch im Alter geistig fit sein möchten, sollten Sie sich um einen gesunden Lebensstil kümmern. Zu diesem gehört die Pflege Ihrer Kontakte und Freundschaften genauso wie viel Bewegung, am besten an der frischen Luft. Warum gehen Sie also nicht einfach wieder einmal mit Ihren Freunden in die Natur? Dass Alkohol dagegen dazu führt, dass sich die Gehirnstruktur verschlechtert und Nervenzellen absterben, konnten die Wissenschaftler auch ganz deutlich machen.
Tabakrauch ist anders
Erstaunen wird es Sie vielleicht, dass sich Tabak anders verhält als die anderen drei wesentlichen Faktoren der Lebensführung. Denn während sich diese auf die Struktur des Gehirns auswirken, ist es bei Tabakrauch in erster Linie die Zusammenarbeit der verschiedenen Hirnregionen, die beeinflusst wird. Zunächst klingt es gut, wenn man erfährt, dass Raucher eine vermehrte, gezielte Zusammenarbeit von Hirnregionen im Ruhezustand haben. Doch bei genauerem Hinsehen wird klar: Dies führt viel eher dazu, dass mögliche Leistungspuffer ausgereizt sind und bei Bedarf einfach nicht mehr zur Verfügung stehen. Geht es im Alter also bergab, dann kann das Gehirn die fehlende Leistung nicht durch Umstrukturierungen kompensieren.