Freude, Glück, Liebe – das alles verspüren wir gerne; ganz im Gegensatz zu negativen Gefühlen wie Angst oder Frust. Diese werden, genau wie schwierige Situationen, gerne ausgeblendet, ignoriert oder gar ins Positive geredet. Aber warum machen wir das? Warum können wir nicht einfach alles so annehmen, was ist – also sowohl unsere Gefühle als auch Situationen, an denen wir nichts ändern können?
Vom Annehmen, was ist
„Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“
Bestimmt kennen auch Sie dieses sehr schöne Zitat von Reinhold Niebuhr, dem amerikanischen Theologen, Philosophen und Politikwissenschaftler.
Ganz besonders wichtig finde ich dabei den ersten Teil dieses Zitats: „Die Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann.“ Also Annehmen, was ist. Ohne diese Dinge zu verdrängen oder auszublenden oder gar schön zu reden.
Hört sich im ersten Moment eigentlich ganz einfach an. Denn prinzipiell müssen wir ja nichts dazu tun. Nur geschehen lassen und annehmen. Warum ist es dann trotzdem so schwierig?
Das Annehmen, was ist, kann sehr schwierig sein
Warum Annehmen so schwierig ist, kann unterschiedliche Gründe haben. Einmal kann es mit unserer gelebten und in der Gesellschaft geförderten Mentalität zu tun haben, dass man immer besser, schneller, weiter und höher (hinauf) möchte. Eine Situation dagegen einfach nur anzunehmen, wie sie ist, bedeutet für den Augenblick gesehen Stillstand. Und Stillstand ist kein Fortschritt.
Dann kann man es natürlich auch mit Scham zu tun haben. Man schämt sich, dass man einer Situation oder einem Gefühl nicht gewachsen ist. Und dann wird es ganz schnell verdrängt und ignoriert. Oder man redet es sich positiv, weil ja überall steht, dass man positiv denken soll.
Doch egal welche Gründe dahinterstehen, Fakt ist, wer mit sich im Einklang sein und ein glückliches Leben voller Achtsamkeit führen möchte, der sollte lernen, bestimmte Dinge und Situationen einfach so anzunehmen, wie sie in diesem Augenblick sind.
Warum Verdrängen oder schönreden nicht hilfreich ist
Verdrängen ist ungesund. So werden beispielsweise ungute Gefühle häufig durch Essen oder Trinken kompensiert. Oder jemand weicht ständig einer Situation aus, weil er oder sie denkt, es würde ihn oder sie überfordern. Und auch das Erzwingen von positiven Gedanken ist kontraproduktiv. Denn der Druck, immer und überall nur das Positive zu sehen und aus jeder Situation etwas Positives zu ziehen, kann einen enormen Druck auf uns ausüben. Mehr dazu und warum negative Ereignisse auch mal ihr Gutes haben können, finden Sie in einem meiner früheren Blogbeiträge: Positiv denken.
Wie einfach ist dagegen das pure Annehmen, was ist. Einfach nur sein zu lassen. Egal ob positiv oder negativ. Einfach nur von außen betrachten, ohne irgendetwas zu bewerten und dann so sein lassen. Denn jedes Gefühl oder jede Situation kann ein Lehrmeister für etwas sein. Und wenn wir es verdrängen, ignorieren oder schönreden, dann rauben wir uns der Möglichkeit uns weiterzuentwickeln.
Seien Sie also das nächste Mal, wenn Sie eine Situation schönreden oder ein Gefühl ignorieren wollen, achtsam, was da gerade passiert. Und hören Sie in sich hinein, warum Sie gerade diese Verdrängungsstrategie anwenden wollen. Dann fragen Sie sich, was stattdessen passieren würde, wenn Sie die Situation oder das Gefühl einfach zulassen und so annehmen würden, wie sie ist? Und dann lassen Sie einfach alles zu und so sein, wie es ist.
Ich weiß, es ist nicht einfach und kostet am Anfang eine sehr große Überwindung, aber es lohnt sich. Probieren Sie es aus und geben Sie nicht auf!
Damit wünsche ich Ihnen eine schöne, annehmende Woche,
Ihre Silvia Duske