„Nichts ist so gefährlich, wie allzu modern zu sein. Man läuft Gefahr, plötzlich altmodisch zu werden.“
Oscar Wilde.
Vor allem aber hat er den Nagel auf den Kopf getroffen, denn er spricht von Gefahren und von Furcht. Der Furcht, nicht dazu zu gehören, plötzlich ausgeschlossen zu sein, nicht anerkannt, beachtet und geliebt zu werden.
Auch er war sein Leben lang von diesen Ängsten getrieben und hinterließ nach seinem kurzen Leben eine große Menge Schulden. Doch er hat erreicht, was er wollte: Er war einer der beliebtesten und modernsten Schriftsteller seiner Zeit, und zwar weltweit. Der Preis, den er dafür bezahlt hat, war offensichtlich: Er verlor seine Gesundheit und damit sehr viele mögliche Lebensjahre.
Doch genauso, wenngleich sicher sehr viel weniger offensichtlich, kann es auch uns gehen, wenn wir allen Trends immer hinterher eilen. Heute vielleicht noch sehr viel mehr als zu Wildes Zeiten. Denn heutzutage gibt es sehr viel mehr Trends, sie wechseln schneller und sie sind für mehr Menschen erschwinglich.
Hip ist wichtig Sei es der coolste Job, der ausgefallenste Hipsterlook, das neueste Smartphone, der tollste SUV, die hippsten Klamotten, das angesagteste Loft oder das exotischste Reiseziel. Alle Bereiche des Lebens sind heutzutage von ständig wechselnden Modevorschriften betroffen. „Natürlich“, werden jetzt geehrte Kritiker einwerfen, „sucht sich jeder Mensch allein durch seine individuellen Interessen immer nur einzelne Bereiche aus, in denen er immer das Tollste und Neueste mitmachen möchte. Dadurch reduziert sich die individuelle Menge an Trends automatisch.“
Das ist absolut richtig, immerhin sind wir alle einzigartig und dieser Tatsache sollten wir unbedingt Raum verschaffen. Je mehr, desto besser. Moden sind ein Wirtschaftsmotor.
Mich persönlich stört auch nicht, dass es Moden und Trends gibt, ganz im Gegenteil. Immerhin sind sie der Wirtschaftsmotor schlechthin.
Unsere Wegwerfgesellschaft ist die Grundlage dafür, dass es der großen Masse an Menschen und damit auch mir heute wirtschaftlich so gut geht wie nie. Doch waren wir auch noch nie so willig dazu bereit, uns für Dinge zu versklaven. Ein Großteil meiner Energie fließt in die Beschaffung der Mittel, um meine Konsumentenwünsche zu erfüllen. Dazu kommt, dass ein Großteil meiner Zeit damit draufgeht, mir all die tollen Dinge zu beschaffen.
Der große Verlierer in diesem Spiel ist leider häufig die Seele. Nicht nur meine eigene. Shopping – on- und offline – ist heute ein sehr beliebtes Hobby, ein Zeitvertreib. Der Vertreib von Zeit, meiner Lebenszeit. Will ich das wirklich?