„Gewalt ist keine Lösung, aber manchmal eine Option“, witzeln wir manchmal. Aggressionen sind für uns nämlich genauso präsent wie jede andere Emotion. Nur wurde uns gelehrt, unsere Aggressionen nicht in Gewalt ausarten zu lassen. Denn wir wissen: Reden ist der Goldstandard jeder Deeskalationsstrategie. Wo geredet wird, ist kein Platz für Gewalt! Doch ist es so? Schließen sich Sprache und Gewalt aus? Oder ist es nicht vielmehr so, dass Sprache auch wie ein Schwert treffen und ganz tiefe, wenn auch seelisch/emotionale, Wunden reißen kann? Denn Sprache hat sehr viel Macht über uns – zumindest dann, wenn wir es zulassen.
Warum kann Sprache verletzen?
Woran liegt es aber, dass Worte uns so sehr angreifen und verletzen können, während andere unsere Seele einbalsamieren? Dies hat mehrere Ursachen. Eine davon ist, dass wir in unserer Gesellschaft Gewalt kategorisch ablehnen. Deswegen trifft es uns sehr, wenn wir vermeintlicher oder tatsächlicher Gewalt ausgesetzt sind. Dabei unterscheiden wir nicht zwischen körperlicher und sprachlicher Gewalt. Zu der Tatsache, dass wir uns angegriffen fühlen, empfinden wir uns ungerecht behandelt. Wie kann sich jemand erdreisten, uns mit offener oder auch nur verdeckter Gewalt zu begegnen? Wir leben doch in einer zivilisierten Gesellschaft. Diese Zivilisation hat uns doch gefälligst vor Gewalt und Willkür zu schützen.
Wir interpretieren Kommunikation
Diese Gewalt, sei sie offen oder subtil, ist schnell an ein paar Beispielen erklärt:
Sie sehen, für viele wertneutrale oder gar positiv gewertete Begriffe kann man schnell Synonyme finden, die die Sache gleich ganz anders aussehen lassen. Wir sind uns dieser Bewertungsweisen zwar nicht immer bewusst, doch unbewusst weiß fast jeder Mensch solche Begriffe für seine Zwecke einzusetzen. Wir sprechen von „Sprachgefühl“ wenn wir unterschwellige Botschaften, die solchen Worten anhaften, mit zu deuten in der Lage sind.
Fluch und Segen
Doch diese Fähigkeit kann nicht nur ein Segen sein. Ganz im Gegenteil ist sie oft vielmehr ein Fluch. Dann nämlich, wenn wir uns angegriffen fühlen, obwohl eigentlich gar kein Angriff beabsichtigt war. Wir kennen dieses Verhalten zum Beispiel aus der Kommunikation der Geschlechter. „Da vorne ist ein Parkplatz“, kann zum Beispiel genauso gut ein lieb gemeintes Hilfsangebot sein, wie eine harsche Kritik am Fahrstil des Partners.
Ein Angreifer ist nur so stark, wie es sein Opfer zulässt
Je mehr wir uns solche Angriffe zu Herzen nehmen, desto mehr Macht gewinnen sie über uns. Lernen wir jedoch, uns aus der Schusslinie zu nehmen und statt dessen mehr in uns zu ruhen, werden wir sehr viel weniger unter der verbalen Gewalt unserer Mitmenschen zu leiden haben. Besinnen wir uns auf unsere Stärken und geben wir der Gewalt keine unnötige Macht.