Jeder kennt sie, und so manchem hängen sie vielleicht auch ein wenig zum Hals heraus. Die Rede ist von alten Sprichwörter und Redensarten, die den Eltern und Großeltern in den eigenen Kindertagen immer und immer wieder vorgebetet haben.
Doch eigentlich mag ich viele dieser Sprichwörter. Je älter ich selbst werde, desto mehr erschließt sich mir die Weisheit, die ihnen oft innewohnt. Ich erfreue mich an Ihrer Einfachheit. Gleichzeitig überzeugt mich ihr Sinn und die Wirkung, die sie auf unser Leben haben können.
Das menschliche Miteinander
Eines meiner allerliebsten Sprichwörter ist und bleibt: „Was du nicht willst, was dir man tu, das füg auch keinem anderen zu.“ Für mich enthält dieser Satz die Quintessenz für ein gemeinschaftliches Leben. Weit über alles, was irgendein Heilsbringer oder irgendeine Religion bringen könnte, sagt es alles, was es zu sagen gibt. Würden sich alle Menschen an diese Regel halten…ich wage kaum zu träumen, in welch paradiesischen Zuständen wir dann leben würden. Zumindest dann, wenn alle Menschen dazu in der Lage sind, auch achtsam, liebevoll und wohlwollend mit sich selbst umzugehen.
Womit wir schon wieder bei einer meiner allerliebsten Lebensweisheiten wären: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“ Oft muss ich mich für diese Liebe rechtfertigen. Denn oftmals werde ich falsch verstanden, wenn ich diesen Satz zitiere. Wahrscheinlich liegt es darin, dass meine Sichtweise auf die Sache eine andere ist als die der meisten Menschen.
Beruflich habe ich nämlich häufig mit Menschen zu tun, die sehr engagiert sind. Sie gehen in Ihren Aufgaben geradezu auf und opfern sich und ihre Gesundheit für das Wohlergehen anderer. Das ist sicherlich im Ansatz sehr gut, doch fehlt mir hierbei der zweite, wichtige Aspekt: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ bedeutet nämlich meiner Meinung nach, dass die Grundvoraussetzung ist, dass ich mich liebe. Dass ich mich so sehr liebe, dass ich auch mit mir selbst aufmerksam, achtsam und wohlwollend umgehe.
Bei einem Erste-Hilfe-Kurs habe ich einmal den hierzu entscheidenden Impuls bekommen, als der Kursleiter erklärte: „Helferschutz geht vor Opferschutz“ Die Logik dahinter ist ja ganz eindeutig: Kommt der Helfer zu Schaden, nützt er auch dem Opfer nichts mehr und sein ganzes Sinnen und Trachten wird mit einem Schlag sinnlos.
Freiheit
„Was du liebst, lass es frei. Kommt es zu dir zurück, gehört es dir. Kommt es nicht zurück, hat es dir niemals gehört.“ Auch dies ist eine Lebensweisheit, die mich sehr geprägt hat.
Zum einen, weil ich selbst ein freiheitsliebender Mensch bin, und zum anderen, weil ich spüre, dass es ganz genauso ist. Je mehr ein Mensch versucht einen anderen zwanghaft festzuhalten, desto sicher wird der andere sich irgendwann unwohl fühlen. Er wird einstweilen das Gefühl haben, verbogen zu werden oder vielleicht auch einfach nur bedrängt und erstickt. Alles ganz sicher keine guten Voraussetzungen für eine Liebe oder eine Partnerschaft.
Unsicherheit, Angst und Leid gedeihen auf solchen Zwängen, aber sicherlich keine Stärke und Liebe.
Ich wünsche Ihnen viel Liebe, Stärke und Weisheit,
Ihr Silvia