Sie kennen ja inzwischen meine Vorliebe für inspirierende Anekdoten und Geschichten. Heute habe ich ein ganz besonderes Schätzchen für Sie aufgestöbert. Sie ist all denjenigen unter Ihnen gewidmet, die ihr Leben der Suche nach dem ganz großen Glück verschrieben haben.
Sie handelt von zwei Mönchen, die gehört haben, dass es irgendwo auf dieser Welt ein Haus des Glücks geben soll. Weiter ging das Gerücht, dass derjenige, der dieses Haus des Glücks finden und eintreten würde, die Möglichkeit hätte, ganz bei sich zu sein. Das Haus des Glücks würde sogar ermöglichen, Gott so nah zu sein, dass man mit ihm kommunizieren könnte.
Ganz eifrige Mönche faszinierte dieser Gedanke besonders. Sie besprachen ein paar Augenblicke die Idee und waren sich ganz sicher, dass das ihr Lebensziel sein musste. Also leisteten Sie einen Schwur, nicht eher zu ruhen, als bis sie dieses Haus des Glückes gefunden hätten.
Sie begannen ihre Suche in den größten Bibliotheken ihres Landes. Viele Bücher mussten sie studieren, bis sie endlich einen Hinweis auf das sagenumwobene Haus gefunden hatten.
In dem riesigen Buch, das sie zuletzt studiert hatten, stand es endlich in handgeschriebenen, braunen Lettern: „An dem Punkt auf der Erde, wo der Himmel die Erde berührt, dort wirst du es finden, das Haus des Glücks. Gehe dorthin, um das Glück zu finden, Suchender.“
Schon am nächsten Tag begaben sich die beiden Mönche auf den Weg. Sie nahmen nur das Allernötigste mit. Mit etwas Wegzehrung, einer Decke und wenigen persönlichen Dingen begannen sie ihre Reise.
So verging Tag um Tag und sie ließen sich durch nichts abbringen von ihrem Plan, das Haus des Glücks zu finden. Sie überquerten die höchsten Berge und die grünsten Täler. Auch reißende Flüsse und trockene Wüsten konnten sie nicht stoppen auf ihrer Suche. Sie lernten, was Hunger ist, und oft genug mussten sie sogar argen Durst erleiden.
Aus Tagen wurden Wochen und aus Wochen wurden Jahre und immer und immer weiter führte sie ihre Suche. Wieder und wieder waren sie verzweifelt und erschöpft, doch aufgeben, nein, das war keine Option für sie.
Eines Tages war es so weit. Als sie kaum noch daran glaubten, es zu finden, und schon fast dabei waren, ihre Suche aufzugeben, sahen sie die Stelle, an der sich Himmel und Erde berühren.
Aufgeregt schauten sie sich an. Sie begannen zu lachen und lagen sich in den Armen vor Freude. Ihre Herzen pochten wie wild vor Aufregung, Freude und Furcht. Sie näherten sich der Stelle und da entdeckten sie ein kleines, altes Haus. Es erschien ihnen wie ein Palast, wie es da stand im goldenen Licht des sterbenden Tages.
Voller Aufregung betraten sie es und kaum hatten Sie einen Fuß in das Haus gesetzt, bemerkten sie völlig erstaunt, dass sie in ihrer eigenen, alten, bescheidenen Zelle standen. Die Zelle, die sie so viele Jahre zuvor verlassen hatten, um das Haus des Glücks zu finden.
Dem Glück auf der Spur
Vielen Dank für ihren sehr inspirierenden Beitrag. Ja, wir sind doch alle dem Glück auf der Spur. Wir erleben es täglich bei unseren kleinen Kindern und auch selbst wollen wir es ja nicht missen. Mit zunehmendem Alter, dabei sind wir noch keine 30 Jahre, aber wächst unsere Verantwortung. Das Freie und Unbeschwerte unserer Jugend ist Geschichte. Viele von uns durchlaufen eine harte und lange Arbeitswoche, andere ein forderndes Studium und junge Mütter das gesamte Paket an Partnerschaft, Haushalt, Kindeswohl und Erziehung bis hin zu Kindergarten und Schule. Als Paar kennen wir all diese Facetten.
Dem Glück auf der Spur zu sein darf und kann sich so nicht in Idealen ergehen, die aus einer Lebensblase zu uns herüberwinken. Es fordert uns täglich, dem Alltag bzw. unserem Leben das kleine Glück abzutrotzen. Arbeit ist hart, ja. Sie befriedigt und erfüllt aber auch. Ebenso ein anspruchsvolles Studium und Kinder, ja die Kinder. So lange sie klein und lieb und an der Mutterbrust glücklich, ist auch unser Glück ungetrübt, von schlaflosen Nächten abgesehen.
Sie verlangen uns viel ab, führen uns aber auch auf die Spur zum Glück. Mit Kindergarten und Schule aber treten sie in das Leben ein, in das gesellschaftliche Leben. Äußere Einflüsse und der frühe Druck nach Leistung drängen immer mehr in unsere kleine private Welt. Und wir als Eltern verstehen die kleinen Nöte, Sorgen und Herausforderungen. Dennoch müssen wir zu Disziplin und Ausdauer anhalten. Die Spur zum Glück scheint gestört. Ist sie das?
Nein, ich denke nicht. Denn Glück ist auch, wenn wir gestellte Herausforderungen erfolgreich bewältigen. Dem Glück auf der Spur zu sein kennt darum Phasen von Licht und Schatten, von Geben und Nehmen. Nur so schließt sich der Kreis.
Vielen Dank für die wunderschönen Worte!