Ich wurde einmal von einem älteren Herrn gefragt, was meiner Meinung nach das Wort ist, das „meine“ Zeit oder Generation am treffendsten beschreibt. Diese Frage hat mich sehr fasziniert. Doch noch länger hat sie mich beschäftigt.
Mein erster Impuls war es eigentlich, „Digitalisierung“ zu sagen. Das hätte vielleicht für sehr viele Menschen zugetroffen. Meine Welt hätte es aber nicht wirklich beschrieben. Tatsächlich auch nicht die der Mehrheit der Menschen, die ich kenne und mit denen ich täglich zu tun habe. Nicht, dass ich Technik- oder Computer-feindlich wäre. Eigentlich viel mehr, weil beides für mich nie über den Status eines Werkzeuges hinaus gewachsen ist. Ich mache Rechner, Handy und Co. an, wenn ich sie brauche, und dann aber auch wieder aus. Tatsächlich genieße ich jede Sekunde, in der ich digitale Geräte nicht benötige.
Ich bat mir dementsprechend eine Bedenkzeit aus und beschloss, mit dieser Frage in meinen Meditationen zu arbeiten, und kam zu einem mich überraschenden Ergebnis. Schnell. Genau das ist es, was mir in den Sinn schoss. Schnell ist genau das Wort, das unsere Zeit beschreibt. Ich begann meine Aufmerksamkeit auf diesen Aspekt zu lenken und wurde immer wieder bestätigt.
„Kindererziehung – der 5 Minuten Ratgeber“ Ein Buchtitel, der mich genauso zum Nachdenken brachte wie „Welpenerziehung in 8 Wochen“. Erziehung zu einem Wesen, das sich in andere hineinversetzen können soll, das Regeln verstehen und beherzigen soll, die vielleicht Konzepte beinhalten, für die es noch gar nicht die nötige Reife hat? Sportlich, kann man da nur sagen.
Menschen sollen nach bestenfalls 13 Schuljahren so viel Wissen, Fertigkeiten und Kenntnisse angehäuft haben wie ein Mensch, der schon 50 Lenze auf diesem Planeten erlebt hat? Dazu muss ich gestehen, dass ich so manche Inhalte aus meiner Schulzeit erst Jahrzehnte später verstanden habe.
Wissen Sie, was mich besonders fasziniert hat? Der Ausspruch einer Bekannten, die seit langer Zeit schon Kampfkünste studiert und mir sagte: „In den Kampfkünsten denkt man nicht in Wochen oder Monaten, sondern in Jahrzehnten.“ Das gefällt mir. Warum auch nicht? Wenn es gut läuft, können wir doch noch ein Leben lang weiter lernen. Da hindert uns doch niemand dran, oder?
Wir können uns weiter erziehen, weiter als unsere Eltern es je geschafft haben. Wir können über unsere Ursprungsfamilie ganz leicht hinauswachsen. Es ist simpel, nur einfach nicht stehen bleiben. Aus Fehlern lernen, den eigenen und denen anderer, ist dabei ein guter Anfang. Wir können weiter lernen, indem wir unsere Motivation hoch halten und neugierig bleiben. Die Welt ist so spannend in so unendlich vielen Aspekten.
Jeden Tag ein wenig dazu lernen. Ohne Eile, aber auch ohne Pause. Dann braucht es auch kein „Schnell, schnell“. Das geht wunderbar, kann ich nur empfehlen.
