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Die Kunst des Loslassens

 

In seinem Buch „Die Möwe Jonathan“ aus dem Jahr 1970 schreibt Richard Bach:
„If you love something, let it go. If it returns, its yours; if it doesn’t, it wasn’t.
If you love someone, set them free. If they come back they‘re yours; if they don’t they never were.“
„Wenn du etwas liebst, lass es gehen. Kehrt es zurück, ist es deins; tut es dies nicht, war es nie deins gewesen. Wenn du jemanden liebst, lasse ihn frei. Kommt er zurück, ist er dein. Kommt er nicht zurück, dann war er es nie.“

Emotional voll engagiert

Diesen so wichtigen Denkansatz macht auch Thich Nhat Hanh, der vietnamesische Zen-Meister, Philosoph und Poet immer wieder zu einem zentralen Thema seiner Vorträge. Dabei fällt auf, dass viele Menschen ihn in diesem Punkt missverstehen. Sie interpretieren diesen Ansatz des Loslassens als Distanziertheit oder auch emotionale Abnabelung von den Mitmenschen. Doch er betont immer wieder, dass die wichtigste Emotion, die Liebe größer wird denn je, sobald man gelernt hat, auf die richtige Art und Weise loszulassen.
Buddha selbst lehrte, dass dieses Loslassen eine der Disziplinen des „Edlen Achtfachen Pfads“ sei, seiner praktischen Anleitung für ein erfülltes Leben. Er lehrte immer wieder, dass es sich beim Loslassen nicht um eine körperliche Entsagung oder gar eine Form von Entbehrung handeln soll. Denn dies würde bedeuten, dass wir uns seelisch-emotional von unseren Mitmenschen und vor allem von der Liebe abschneiden. Doch das wäre das gleiche, als würden wir uns vom Leben selbst abschneiden.

Bedingungslos lieben

Stattdessen, so lehrt Thich Nhat Hanh, müssen wir vielmehr lernen, viel kompletter zu lieben. Denn Loslassen im Lieben kann nur dann funktionieren, wenn wir es schaffen, unsere Liebe weiter gehen zu lassen als nur bis zu unseren Erwartungen und unserem Gewinnstreben. Ist es nicht so, dass wir uns so vieles erhoffen, wenn wir lieben? Einen Partner, der uns auf Händen trägt, uns versorgt, uns glücklich macht – am besten ein Leben lang? Kinder, die uns stolz machen, komplett und sinnerfüllt? Freunde, die unser Leben bereichern, für uns da sind, wenn wir sie brauchen, und uns so nehmen, wie wir sind? Muss Liebe immer eine Win-Win-Situation sein – ein Geschäft?
Nein, ganz im Gegenteil. Erst wenn wir über diese Vorstellung hinauswachsen, können wir es schaffen, wahrhaft zu lieben. Die Menschen, die uns nah stehen um ihrer selbst willen, bedingungslos. Sie annehmen, so, wie sie sind, jetzt hier und heute. Aber auch so, wie sie einmal sein werden, weil sie sind, wer sie sind und weil sie werden, wer sie sein werden. Einfach so und tief und innig.
Ohne Erwartungshaltung heißt nämlich auch ohne Enttäuschung und damit auch frei von Druck – für beide Liebende. Einfach nur Liebe.

Ich wünsche Ihnen viel Liebe in Ihrem Alltag.

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