Lieben Sie Heldengeschichten auch so sehr? Wie bereichernd und emotional, wenn ein Held Aufgaben und Gefahren besteht und am Ende als der Erfolgreiche dasteht! Wie oft fragt man sich wohl als Kind, wie schade es ist, dass es einem nicht ganz genauso geht. Dass man nicht auch einmal solche aufregenden Dinge erlebt und sich furchtlos allem stellt, was einem in den Weg tritt.
Der Stoff, aus dem die Helden sind
Nehmen Sie doch einfach einmal so ein Standard-Skript. Der Held, ganz gleich ob sympathisch oder eher nicht, ob heldenhaft perfekt oder ein einfacher Kumpel von nebenan, mit all seinen Stärken und Schwächen. Um diesen Held dreht sich alles. Er wird, meist recht unbeabsichtigt, in ein Abenteuer gezogen. Zu Beginn noch subtil und kaum erkennbar, reißt ihn schon nach kurzer Zeit ein wahrer Strudel an Ereignissen fort.
Er ist derart engagiert bei der Sache, dass er sich der Eigendynamik der Ereignisse nicht mehr entziehen kann. Und Schritt für Schritt bringt ihn seine eigene Story näher an seine größte Herausforderung: Sich seiner eigenen Verwundbarkeit oder seinen größten Ängsten zu stellen. Genau dann, wenn alles verloren scheint, ist der Moment erreicht. Der Druck ist so groß, dass er keine andere Wahl mehr hat: Er muss sich dem dunkelsten Ort in seinem Innersten stellen! Nur wenn er die Herausforderung annimmt und letztendlich meistert, kann er über sich hinauswachsen und wird zu dem Helden, den alle lieben.
Einmal selbst ein Held sein
Wie oft wünscht man sich das so in seinem naiven Leichtsinn? Einmal möchte man auch etwas abhaben. Die eigenen 5 Minuten Ruhm. Dass sich alles derart intensiviert und scheinbar im dunkelsten Moment von allen, plötzlich das Licht erscheint? Per aspera ad astra? Durch das Raue hinauf zu den Sternen? Das wäre himmlisch!
Ist es so? Ich meine, ist es tatsächlich so, dass es nur den Helden in den Erzählungen so geht? Wie ist es mit uns? Macht es uns Michael Endes „Die Unendliche Geschichte“ nicht ganz genau vor? Sie kennen sie noch? Die Geschichte von Bastian Balthasar Bux? Der Junge, der beim Lesen so sehr in die Parallelwelt des Buches hineingezogen wird, dass er plötzlich erkennt, dass er der Retter von Phantásien werden muss? Ganz ungeachtet, dass er so gar kein Heldentyp ist? Klein, dicklich, ohne Mutter, ohne Freunde. Noch nicht einmal die Lehrer seiner Schule ergreifen Partei für ihn. Deswegen sind die Bücher seine Freunde. In ihnen kann er der unschönen Realität entkommen.
Der Held und sein Schicksal
Doch seinem eigenen Schicksal entkommt er nicht. Auch für ihn ist die Zeit gekommen, sich seinem Innersten und mit ihm seinem Dunkelsten zu stellen. Seine Ängste überwinden. Seine Stärken entdecken. Feststellen, dass seine Welt nur deshalb existiert, weil er so ist, wie er ist. Mit all seinen Vorzügen und Schwächen.
Das Leben wäre nicht das, was es ist, wenn es nicht für jeden von uns Situationen bereithalten würde, die uns die Gelegenheit dazu geben, uns persönlich zu entwickeln, zu wachsen, das Beste nach außen zu kehren. Doch es geht nicht einfach so nebenbei. Quasi vom Sofa aus. Es erfordert meist Mut, Engagement, Kraft, Überwindung. Und nicht zuletzt erwächst der Moment des Triumphes aus den kritischsten Situationen.
