06251 780 686 info@biek-ausbildung.de
  1. Home
  2.  5 
  3. Stressprävention
  4.  5 Von der Heilkraft der Natur

Von der Heilkraft der Natur

Die Heilkraft der Natur ist im Zuge der Industrialisierung in Vergessenheit geraten. Doch in den letzten Jahren findet ein Umdenken statt.

Bekannte Ärzte aus früheren Jahrhunderten wussten und lehrten es bereits und auch unsere großen Dichter und Denker priesen es an: Die Heilkraft der Natur. Zwischenzeitlich fast in Vergessenheit geraten, findet heutzutage zum Glück ein Umdenken statt.

Unsere Natur: Grünkraft, Balsamische Zeit und Lehrmeister

Bereits Hippokrates soll gesagt haben, dass es die Natur ist, die Kranke heilt. Die Benediktinerin und Äbtissin Hildegard von Bingen griff das auf und nannte diese Kraft der Natur „Viriditas“, die Grünkraft. In ihr solle eine unglaubliche Heilkraft enthalten sein, die durch Aufenthalte in der Natur jederzeit aufgefrischt werden könne. Dem stimmte auch Paracelsus, der bekannte Arzt des 16. Jahrhunderts, zu. Er nannte diese Aufenthalte in der Natur „Balsamische Zeit“, weil die Zeit draußen zum Balsam für Körper, Geist und Seele wird. Und Bernhard von Clairvaux, ein Abt aus dem Mittelalter, sagte gar, dass wir von der Natur eine ganze Menge lernen könnten: „Glaube mir, denn ich habe es erfahren: Du wirst mehr in den Wäldern finden als in den Büchern. Bäume und Steine werden dich lehren, was du von keinem Lehrmeister hörst.“

Diese wohltuende Wirkung, die die Natur auf uns hat, und ihre unglaubliche Weisheit, wurden auch von vielen Dichtern thematisiert. Der amerikanische Schriftsteller und Philosoph Henry David Thoreau schrieb beispielsweise: „Natur ist nur ein anderer Name für Gesundheit.“ und „Ein Spaziergang am frühen Morgen ist ein Segen für den ganzen Tag.“. Andere große Denker stimmten ihm da vorbehaltlos zu, wie beispielsweise der schottisch-US-amerikanische Naturphilosoph John Muir, von dem folgender Ausspruch stammt: „Auf jedem Spaziergang in der Natur bekommen wir viel mehr zurück, als wir suchen.“ Und auch der buddhistische Mönch und Meditationslehrer Thich Nhat Hanh wusste die Natur zu schätzen: „Das wirkliche Wunder besteht nicht darin, über das Wasser oder durch die Luft zu schreiten. Es besteht ganz einfach darin, über diese Erde zu gehen.“

Die Heilkraft der Natur ist mittlerweile wissenschaftlich bestätigt

Leider wurde dieses Wissen im Zuge der Industrialisierung zuerst vergessen beziehungsweise verdrängt. Bis einige Menschen, die sich nach dem Ursprünglichen sehnten, sich wieder vermehrt auf die Natur besannen. Das geschah zunächst rein intuitiv: Man spürte, dass die Natur einem gut tat. Das blieb bis in die 1980er Jahre so. Dann begann das Ehepaar Kaplan zu ergründen, was der direkte Kontakt zur Natur mit uns macht. Dazu entwickelten sie Fragebögen, die die Teilnehmer ihrer Studie ausfüllten. Natürlich waren die so gesammelten Meinungen vom subjektiven Empfinden der jeweiligen Menschen abhängig, jedoch ließen sich bei sehr vielen Antworten Gemeinsamkeiten feststellen: Die meisten Teilnehmer gaben an, dass Sie sich nach einem Waldspaziergang entspannter, ausgeglichener und selbstbewusster fühlten und auch den Arbeitsstress losgeworden wären.

Und dass die Natur tatsächlich gegen Stress wirkt, kann sogar wissenschaftlich gemessen werden! Dieses tat der Wissenschaftler Roger Ulrichs in den 90er Jahren: Dabei stellte er fest, dass es zu einer Senkung des Blutdrucks, der Herzfrequenz und der Muskelspannung kommt, welches die drei wesentlichen Anzeichen von Stress sind! Weitere wissenschaftliche Studien am Beginn des 21. Jahrhunderts bestätigten diese Erkenntnisse und gingen sogar noch weiter: In breit angelegten Forschungsstudien wurde gezeigt, dass es bei einem Aufenthalt in der Natur und speziell im Wald zu einer Senkung des Cortisolspiegels kommt. Zur Erinnerung: Cortisol ist das Hormon, welches bei Stress vermehrt ausgeschüttet wird. Außerdem konnte wissenschaftlich nachgewiesen werden, dass die Aktivität der Killerzellen deutlich erhöht wurde und dadurch das Immunsystems gestärkt wird. Des Weiteren wurde in verschiedenen Untersuchungen gezeigt, dass auch kognitive Funktionen, wie unter anderem Aufmerksamkeit, Erinnerung, Lernen, Problemlösung und Kreativität, nach Interaktion mit der Natur deutlich ansteigen.

Vom Waldbaden

All diese Erkenntnisse haben dazu geführt, dass das Waldbaden sich heutzutage großer Beliebtheit erfreut. Diese Methode stammt eigentlich aus dem asiatischen Raum und wird in Japan „Shinrin-yoku“ und in Nord- und Südkorea „Sanrimyok“ genannt. In beiden Ländern hat diese Form des Waldspaziergangs in der Volksmedizin bereits eine lange Tradition. Deswegen forscht der chinesische Mediziner Qing Li bereits seit Jahren an dieser Thematik mit dem Effekt, dass sich daraus das mittlerweile etablierte Feld der Waldmedizin (forest medicine) entwickelt hat. Deswegen werden heutzutage in Japan auch Waldspaziergänge von den Ärzten gegen verschiedenste Leiden verschrieben!

Das ist zwar bei uns in Deutschland noch nicht der Fall, doch die wohltuende Wirkung, die die Natur und vor allem der Wald auf uns hat, kann sich jeder zunutze machen: Unternehmen Sie einfach mal einen kurzen Spaziergang im Park oder botanischen Garten. Und mit kurz meine ich wirklich kurz, denn es hat sich herausgestellt, dass es nicht nötig ist, stundenlang unterwegs zu sein. Bereits 30 Minuten täglich sind ausreichend, um die positiven Effekte auf Körper, Geist und Seele zu spüren und die Heilkraft der Natur zu erleben. Was Sie jetzt jedoch nicht davon abhalten sollte, ab und zu auch eine längere Wanderung zu unternehmen…

Phytonzide: Die Wunderwaffen der Pflanzen

Doch warum hat die Natur und vor allem der  Wald diese Heilkraft auf uns?

Das kommt zum einen dadurch, dass unsere Sinne aktiviert werden, wenn wir uns in der Natur bewegen. Anstatt eines Bildschirms betrachten wir frisches Grün oder farbenprächtige Blumen um uns herum. Meist ist auch der allgegenwärtige Verkehrslärm abgeschwächt und wir können das Rauschen der Blätter im Wind, den Gesang der Vögel und das Summen von Insekten wahrnehmen. Unsere Hände betasten anstelle einer harten Tastatur oder Maus zarte Blätter und Blüten und unsere Nase erschnuppert betörende Düfte oder würzige Waldluft.

Letzteres ist es auch, die maßgeblich dafür verantwortlich ist, dass wissenschaftliche Messungen verschiedenster physiologischer Parameter eine Senkung des Stresslevels und eine Erhöhung der Immunaktivität ergaben. Denn in der Waldluft finden sich Phytonzide. Das sind ätherische Öle, die vornehmlich von den Blättern (und Nadeln) der Bäume abgegeben werden und den Pflanzen als Botenstoffe dienen, mit denen sie untereinander kommunizieren. Doch Studien haben ergeben, dass diese auch auf uns, unser Wohlbefinden und unsere Körperfunktionen einwirken. Beispielsweise indem sie unser Immunsystem ankurbeln und die Aktivität unserer Killerzellen, also der Zellen, die beispielsweise virusbefallene Zellen unschädlich machen, erhöhen. Zudem setzten diese Killerzellen sogenannte Anti-Krebs-Proteine frei, die abnormal veränderte Zellen erkennen und sie sofort unschädlich machen. Daher kann mit Fug und Recht gesagt werden, dass der Waldspaziergang auch eine Form der Krebsprävention ist!

Altbewährte Seminare im neuen Gewand

All diese Erkenntnisse haben uns dazu veranlasst, für einige unserer langbewährten Seminare neue Konzepte zu kreieren. Heraus kamen das Seminar „Stressbewältigung in und mit der Natur“, „Resilienztraining beim Wandern“ und unser neuer Kurs „Fasten in Bewegung“.

Denn vor allem die Bewegung kombiniert mit dem Aufenthalt in der Natur kann uns nicht nur gesünder und vitaler machen, sondern uns auch Gelassenheit und Ruhe vermitteln. Hier möchte ich erneut einen unserer Dichter und Denker zitieren: Den US-amerikanischen Philosophen und Schriftsteller Ralph Waldo Emerson, der zu folgendem riet: „Übernimm das Tempo der Natur: Geduld ist ihr Geheimnis.“ Und ein japanisches Sprichwort besagt sogar: „Wenn du es eilig hast, geh langsam. Wenn du es noch eiliger hast, mach einen Umweg.“

Damit wünsche ich Ihnen einen wunderschöne Woche mit ganz vielen Gelegenheiten die Heilkraft der Natur zu erfahren,
Ihre Silvia Duske

 

Literatur zum Nach- und Weiterlesen:

Barton, J., Hine, R. und Pretty, J. (2009): The health benefits of walking in greenspaces of high natural and heritage value. Journal of Integrative Environmental Sciences, Vol. 6, No. 4, 261‐278
https://www.researchgate.net/publication/233109560_The_health_benefits_of_walking_in_greenspaces_of_high_natural_and_heritage_value

Barton J. & Pretty, J. (2010): What is the best dose of nature and green exercise for improving mental health? A multi‐study analysis. Environmental Science & Technology, Vol. 44, No. 10, 3947‐3955
https://www.researchgate.net/publication/42587600_What_is_the_Best_Dose_of_Nature_and_Green_Exercise_for_Improving_Mental_Health_A_Multi-Study_Analysis

Berman, M.G., Jonides, J., Kaplan, S. (2008): The cognitive benefits of interacting with nature. Psychological Science, Vol. 19, No. 12, 1207‐1212
https://www.researchgate.net/publication/23718837_The_Cognitive_Benefits_of_Interacting_With_Nature

Kaplan, S. (1992): The Restorative Environment: Nature and Human Experience. In: The Role of Hortiulture in Human Well-Being and Social Development. Timber Press, Portland

Kaplan, S. (1995): The restorative benefits of nature: Toward an integrative framework. Journal of Environmental Psychology, Volume 16, 169-182
https://www.researchgate.net/publication/222305048_The_Restorative_Benefits_of_Nature_Toward_an_Integrative_Framework

Laumann, K., Gärling, T. und Stormark, K.M. (2003): Selective attention and heart rate responses to natural and urban environments. Journal of Environmental Psychology, Vol. 23, No. 2, 125‐134
https://www.researchgate.net/publication/223204273_Selective_attention_and_heart_rate_responses_to_natural_and_urban_environments

Li, Q., Morimoto, K., Nakadai, A., Inagaki, H., Katsumata, M., Shimizu, T., Hirata, Y., Hirata, K., Suzuki, H., Miyazaki, Y., Kagawa, T., Koyama, Y., Ohira, T., Takayama, N., Krensky, A.M., Kawada, T. (2007): Forest bathing enhances human natural killer activity and expression of anti‐cancer proteins. International Journal of Immunopathology and Pharmacology, Vol. 20, No. 2, 3‐8
https://journals.sagepub.com/doi/10.1177/03946320070200S202?url_ver=Z39.88-2003&rfr_id=ori:rid:crossref.org&rfr_dat=cr_pub%20%200pubmed

Lichtenfeld, S., Elliot, A.J., Maier, M.A., Pekrun, R. (2012): Fertile green: Green facilitates creative performance. Personality and Social Psychology Bulletin, Vol. 38, No. 6, 784‐797
https://www.researchgate.net/publication/221715804_Fertile_Green_Green_Facilitates_Creative_Performance

Park, B.J., Tsunetsugu, Y., Kasetani, T., Kagawa, T., Miyazaki, Y. (2010): The physiological effects of Shinrin‐yoku (taking in the forest atmosphere or forest bathing): evidence from field experiments in 24 forests across Japan. Environmental Health and Preventive Medicine, Vol. 15, No. 1, 18‐26
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2793346/

Pretty, J., Peacock, J., Sellens, M. und Griffin, M. (2005): The mental and physical health outcomes of green exercise. International Journal of Environmental Health Research, Vol. 15, No. 5, 319–337
https://www.researchgate.net/publication/7355171_The_mental_and_physical_health_outcomes_of_green_exercise

Ulrich, R.S., Simons, R.F., Losito, B.D., Fiorito, E., Miles, M.A., Zelson, M. (1991): Stress recovery during exposure to natural and urban environments. Journal of Environmental Psychology, Vol. 11, 203‐230
https://www.researchgate.net/publication/222484914_Stress_Recovery_During_Exposure_to_Natural_and_Urban_Environments_Journal_of_Environmental_Psychology_11_201-230

Top Anbieter für Weiterbildung 2023

Jetzt ansehen!

Gratis für Sie

Stressreduktion, Entspannung und mehr Zufriedenheit im Leben - einfach zu erlernen und sofort einsetzbar:

Ja, das will ich

Vorträge Live erleben!

Sehen Sie sich Mitschnitte aus den Seminaren an.

Jetzt ansehen!

Kundenbewertungen

Erfahrungen & Bewertungen zu B.I.E.K.