Waldbaden und der Aufenthalt im Grünen sind gut für Körper und Seele. Das wurde vielfach erforscht und gilt mittlerweile als erwiesen. Doch genauso gut, wenn nicht sogar besser, ist ein Aufenthalt am Meer. Denn die Heilkraft des Wassers wird nicht umsonst gerühmt.
Vom Grünen zum Blauen
Viele Jahre wurde der Zusammenhang von menschlichem Wohlbefinden und einem Aufenthalt im Grünen erforscht und dabei bewiesen, dass uns Natur und vor allem Parks oder Wälder gut tun (Stichwort Waldbaden; lesen Sie dazu meinen Blogbeitrag „Waldbaden: Wie Sie im Wald Stress abbauen können“. Sogar mehr noch: Wer sich regelmäßig draußen in der Natur im Grünen aufhält, steigert sein Wohlbefinden, seine Kreativität, sein Leistungsvermögen und baut zudem Stress ab!
Neueste Forschungen vom sogenannten BlueHealth Projekt haben jedoch mittlerweile ergeben, dass uns ein Aufenthalt am Wasser noch mehr entspannt als es ein „Bad“ im Wald tut. Dabei muss es nicht unbedingt das Meer oder ein See sein. Die Heilkraft des Wassers weisen auch Flüsse und sogar ein künstlich angelegter Teich in einem Park oder ein Springbrunnen auf!
Je näher an der Küste, desto glücklicher
Für viele Menschen sind Strandspaziergänge, das sich Treiben lassen im blauen Nass oder das spielerische Planschen in den Wellen der Inbegriff von Urlaubsglück.
Und das ist tatsächlich so! Das haben Forscher der Universität Sussex herausgefunden. Mit einer speziellen Smartphone-App interviewten sie ungefähr 20.000 Studienteilnehmer mehrmals täglich hinsichtlich ihre Gefühlslage. Parallel dazu orteten sie diese Menschen mittels GPS – natürlich hatten die Versuchsteilnehmer diesem zugestimmt. Als Ergebnis kam heraus, dass sich Menschen, die während dieser Befragungen am Strand oder in der Nähe einer Küste waren, glücklicher fühlten, als beispielsweise diejenigen, die sich in den Bergen oder in einem Wald befanden!
Eine andere Studie von Forschern aus Irland zeigte zudem auf, dass Menschen, die in Küstennähe wohnen, ein deutlich höheres Wohlbefinden aufweisen als küstenferne Mitbürger. Küstennähe meint hier übrigens, dass die Küste weniger als fünf Kilometer entfernt ist. Und Menschen, die mit ihrem Zuhause eine maximale Distanz von nur zwei Kilometern zur Küste aufweisen konnten, waren sogar noch zufriedener!
Wie die Heilkraft des Wassers unsere Gesundheit fördert
Das bestätigten auch die Forscher des BlueHealth Projektes. Scheinbar waren es die relative Nähe und damit auch die Möglichkeit, schnell zum Meer (zum Beispiel in Form eines Tagesausflugs) zu gelangen, die das Wohlbefinden steigerten. Außerdem konnten die Forscher ebenfalls aufzeigen, dass bereits ein Aufenthalt am Meer von zwei Stunden pro Woche die körperliche und mentale Gesundheit förderte.
Laut den Forschern gibt es dafür drei Gründe: Zum ersten spielen hier die Umweltbedingungen mit hinein – denn am Strand und am Meer ist die Luftverschmutzung geringer und auch das Sonnenlicht stärker. Und das Sonnenlicht fördert ja bekanntermaßen die Umwandlung der Vitamin-Vorstufe (des Provitamins) in Vitamin D, welches zur Gesunderhaltung unseres Körpers, vor allem von Knochen, Muskeln und Nerven, zuständig ist.
Zum zweiten scheinen Menschen, die näher am Wasser leben, aktiver zu sein – und das nicht nur bezogen auf wassersportliche Aktivitäten, sondern ganz generell: Spazierengehen und Fahrradfahren standen bei diesen Personen ganz hoch im Kurs! Und dass jegliche Form der Bewegung dabei hilft, Stress abzubauen und dabei auch unseren Gemütszustand positiv zu beeinflussen, habe ich auf der Seite „Yoga, QiGong, Feldenkrais: Stressabbau durch Bewegung“ beschrieben.
Zum dritten, und hier kommt ganz besonders die Heilkraft des Wassers hinzu, hat das blaue Nass einen ganz generellen, stärkenden Effekt – vor allem auf unsere Psyche. Was dazu führt, dass sich unsere Laune hebt und auch Stress weniger bis gar keine Chance mehr hat. Dieser Effekt soll übrigens stärker sein, als der, den wir beispielsweise bei einem Waldspaziergang erfahren können!
Die Heilkraft des Wassers findet sich am Meer, an Flüssen und sogar an Springbrunnen
Zwar wurden von Versuchsteilnehmer diverser Studien diese Effekte am ehesten beschrieben, wenn sie sich am Meer oder an einem See befanden, jedoch stellte sich heraus, dass selbst Flüsse, ein kleiner Bachlauf oder sogar ein künstlich angelegter Springbrunnen in einem Park positive Effekte haben. Beispielsweise fanden japanische Wissenschaftler heraus, dass das Plätschern eines Baches im Wald eine ähnliche Wirkung auf den präfrontalen Kortex im Gehirn hat wie beim meditieren!
Und auch Schwimmen kann meditativ wirken, was wissenschaftliche Studien ebenfalls aufzeigen konnten: Durch den Druck des Wassers wird verstärkt Blut durch den Körper in Herz und Lunge gepumpt. Dadurch werden bestimmte Hormone freigesetzt, unter anderem Katecholamine, die sowohl die Blutgefäße entspannen als auch gegen Stress wirken. Ganz ähnlich also wie bei einer Tiefenentspannung oder einer Meditation.
Außerdem kann durch Schwimmen selber die Ausschüttung von Opioidpeptiden verstärkt werden, die Glücksgefühle in uns hervorrufen.
Die Heilkraft des Wassers wirkt auch virtuell
Doch nicht nur die reelle Interaktion mit Wasser kann solche Effekte hervorrufen. Bereits das Ansehen eines Naturfilms über dieses Element begünstigt den Stressabbau. Das konnten kalifornische Wissenschaftler aufzeigen, indem sie ihren Teilnehmern vor und nach dem Anschauen des Films Speichelproben entnahmen und diese auf Stresshormone, wie Adrenalin und Kortisol, testeten. Das Ergebnis war verblüffend: Nach dem Film war das Level dieser Stresshormone um sage und schreibe 20 bis 30 Prozent gesunken!
Und selbst wenn es nur die Farbe blau ist, mit der beispielsweise eine Wand gestrichen ist, hat das bereits einen beruhigenden Effekt – vor allem in Verbindung mit dem Plätschern von Wasser. Deswegen sind Zimmerbrunnen vor allem bei Zahnärzten so beliebt. Denn so unglaublich es klingt: Wenn in einem Wartezimmer ein kleiner Brunnen vor sich hinplätscherte, hatten Patienten, die auf eine Zahnbehandlung warteten, messbar weniger Angst!
Und auch virtuelle Realitäten können hier eingesetzt werden. Denn Versuche haben gezeigt, dass das virtuelle Erleben von Unterwasser-Erfahrungen Stress und virtuelle Strandspaziergänge Schmerzen reduzieren konnten. Die Heilkraft des Wassers wirkt also auch virtuell!
Warum auch virtuelle Realitäten sinnvoll sind
Forschungen, die gezeigt haben, dass die Heilkraft des Wassers auch virtuell wirkt, sind enorm wichtig! Denn nicht jede oder jeder hat die Möglichkeit an die Küste zu fahren. Vor allem Patienten in Krankenhäusern, in Rehakliniken oder in Einrichtungen für psychische Erkrankungen sowie auch ältere Menschen in Altersheimen sind oftmals nicht in der Lage diese Einrichtung zu verlassen. Ihnen kommen daher Filme oder der Einsatz von virtuellen Realitäten zugute. Und auch die Gestaltung der Räumlichkeiten kann hier hilfreich sein, beispielsweise indem Wände in Blau- oder in Grüntönen gestrichen werden und sich zudem kleine Zimmerspringbrunnen und auch Pflanzen in den Räumen befinden.
So wird die Heilkraft des Wassers dorthin geholt, wo sie benötigt wird.
Bildungsurlaub am Wasser
Aus all diesen Gründen sind auch wir so erpicht darauf, viele unserer Bildungsurlaube (Seminare sowohl als Ausbildungen) am Meer stattfinden zu lassen. Und auch wenn wir natürlich keine Kurse zu Wassersportaktivitäten anbieten, so profitieren unsere Teilnehmer zum Beispiel bei Yoga-, Qigong- oder Glücks-Seminaren von der Nähe zum Meer (zum Beispiel in Kronsgaard, Travemünde oder auf Sylt), einfach indem wir diese Nähe zum Wasser nutzen und die Seminarinhalte nicht immer nur im Seminarraum, sondern auch mal draußen, in der Natur, an der Küste abhalten. Denn tatsächlich braucht es meist nur kurze Spaziergänge am Meer (ungefähr 20 Minuten), um unser Wohlbefinden und unsere Laune anzuheben, was ebenfalls in wissenschaftlichen Studien erwiesen wurde.
Wie wäre es, wenn Sie das einfach einmal ausprobieren und Ihren nächsten Bildungsurlaub bei uns buchen?
Damit wünsche ich Ihnen eine schöne Woche mit vielen, wunderbaren Erfahrungen in Wassernähe,
Ihre Silvia Duske
Literatur:
BlueHealth-Projekt: https://bluehealth2020.eu/ und https://bluehealth2020.eu/wp/wp-content/uploads/2020/11/Read-about-the-benefits-of-blue-spaces_BlueHealth-Project_Horizon-2020.pdf
Dijkstra K.T., Pahl S., White M.P., Auvray M, Stone R.J., Andrade J., May J., Mills I., Moles D.R. (2017): The Soothing Sea: A Virtual Coastal Walk Can Reduce Experienced and Recollected Pain. Environment and Behavior, Volume 50, Article 6
https://www.researchgate.net/publication/317587465_The_Soothing_Sea_A_Virtual_Coastal_Walk_Can_Reduce_Experienced_and_Recollected_Pain
University of Exeter: The BlueHealth Project – Linking Blue Spaces with Human Well-being
https://sites.exeter.ac.uk/exetermarine/2020/12/07/the-bluehealth-project-linking-blue-spaces-with-human-well-being/
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https://www.researchgate.net/publication/336184142_Impact_of_a_riverside_accessibility_intervention_on_use_physical_activity_and_wellbeing_A_mixed_methods_pre-post_evaluation
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Wheeler B.W., White M., Stahl-Timmins W., Depledge M.H. (2012): Does living by the coast improve health and wellbeing? Health&Place, Volume 18, Seiten 1198 – 1201
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