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Heilende Gärten: Warum Umgraben, Unkraut jäten und Hecken schneiden zum Stressabbau beitragen

Der Begriff „Heilende Gärten“ kommt nicht von ungefähr: Zwar ist die Arbeit im Garten körperlich häufig anstrengend, jedoch auch erholsam. Und das sowohl für unseren Körper, unseren Geist, unsere Seele und unser Gehirn!

Der Begriff „Heilende Gärten“ kommt nicht von ungefähr: Zwar ist die Arbeit im Garten körperlich häufig anstrengend, jedoch auch erholsam. Und das sowohl für unseren Körper, unseren Geist, unsere Seele und unser Gehirn!

Was passionierte Gärtner sagen

Gartenarbeit ist seit Jahrtausenden sehr beliebt. Kurzzeitig in Vergessenheit geraten, boomt es gerade in den letzten Jahren und Jahrzehnten wieder. Doch warum?

Fragt man fleißige Gärtner, werden beispielsweise folgende Antworten laut:

„Ich kann meinen Job noch so genervt verlassen haben, nach nur kurzer Zeit im Garten ist aller Frust vergessen und ich bin vergnügt und fröhlich.“

„Durch die Arbeit im Garten erspare ich mir das Fitnessstudio.“

„Egal, was ich im Garten mache: Rasen mähen, Hecken schneiden, Blumen pflanzen oder anderes, anschließend bin ich entspannt und der ganze Arbeitsstress ist fort.“

„Sobald ich meinen Garten betrete, steigt meine Stimmung – selbst wenn ich mir etwas vorgenommen habe, das mir nicht so gut gefällt, wie beispielsweise den Kompost umzusetzen.“

„Ich baue mein eigenes Gemüse an. Das tut nicht nur mir gut, sondern ist auch ein Beitrag zum nachhaltigen Leben und zum Klimaschutz.“

„Was mir am Gärtnern so gefällt, ist, dass ich sofort sehen kann, was ich getan habe und auch Erfolge schnell sichtbar werden. Das ist bei mir auf der Arbeit nicht immer so!“

Und so geht es munter weiter.

Und dass diese Aussagen nicht aus der Luft gegriffen sind, haben sogar einige wissenschaftliche Studien bewiesen. Denn es wurde aufgezeigt, dass Gärtnern tatsächlich

  • dabei hilft, Stress abzubauen
  • entspannend wirkt (trotz oder gerade wegen der körperlichen Aktivität)
  • die Fitness steigert
  • Grob- und Feinmotorik verbessert
  • Stimmung und Wohlbefinden steigert
  • das Immunsystem stärkt
  • zu einem besseren Schlaf führt

Mensch und Natur – warum sie zusammengehören

Wir Menschen waren evolutionstechnisch betrachtet schon immer eng mit der Natur verbunden. Erst ab der Mitte des 18. Jahrhunderts, also zu Beginn der Industrialisierung, nahm unser Kontakt zur Natur ab. Fatalerweise! Denn um zu gesunden beziehungsweise um gesund zu bleiben, braucht der Mensch die Natur.

Aus diesem Grund gibt es seit Beginn des 19. Jahrhunderts Bemühungen, Natur und hierbei vor allem Gärten und Parks, in therapeutische Methoden einzubeziehen. Der erste, der dieses tat, war der amerikanische Arzt Benjamin Rush, der gemeinhin als Vater der Gartentherapie gilt. Nach seinem Tod wurde 1817 in Philadelphia die erste psychiatrische Klinik mit einer parkähnlichen Außenanlage eröffnet. Die Patienten profitierten dabei nicht nur von der passiven Wirkung der Natur, indem sie beispielsweise durch den Park flanierten. Mehr noch: Vielfach bestand ihre Therapie auch in der Gartenarbeit, unter anderen im Anbau von Gemüse.

Die gleichen Bestrebungen zeichneten sich zur selben Zeit auch in Deutschland ab: Der Leiter der psychiatrischen Klinik Illenau in Baden-Württemberg sorgte ab 1830 dafür, dass den Patienten sowohl Parks als auch landwirtschaftliche Nutzflächen für die Arbeitstherapie geboten wurden.

Dabei waren beide Ansätze alles andere als neu: Die wohltuenden Effekte durch den Aufenthalt in einem Park oder Garten waren bereits in der Antike bekannt. Schon zu dieser Zeit verschrieben beispielsweise ägyptische Ärzte psychisch verwirrten Mitgliedern des Königshauses Spaziergänge im Palastgarten. Und auch die griechischen Heiltempel des Asklepios und der Hygieia wurden in einer ansprechenden Landschaft erbaut.

Heilende Gärten gehören zur naturbasierten Therapie

Die Gartentherapie gehört zu den naturbasierten Therapieformen, welche verschiedene Methoden verwenden, die häufig miteinander kombiniert eingesetzt werden: Landschaft, Garten, Wald und Tier.

Dabei ist das Waldbaden die bekannteste Methode, weil es bestimmt in jeder Region Angebote gibt, den Wald und damit auch die Natur intensiv wahrzunehmen und dadurch im Wald Stress abzubauen. Den Anfang machten dabei die Studien des Immunologen Dr. Qing Li, der auch das mittlerweile etablierte Feld der Waldmedizin initiiert hat.

Auch die tiergestützten Therapien erfreuen sich steigender Beliebtheit. Dabei werden häufig Hunde oder Pferde eingesetzt; aber auch die berühmten Esel- oder Alpakawanderungen fallen hier mit rein. Mehr dazu können Sie beispielsweise in meinem Blogartikel „Was wir alles von Tieren lernen können“ nachlesen.

Neben den anderen beiden Therapieformen scheint die Gartentherapie vergleichsweise unbekannt zu sein, dabei ist sie die älteste der naturbasierten Therapien. Und auch der Begriff „Heilende Gärten“ wird schon ziemlich lange verwendet; genau genommen seit dem Altertum. Jedoch sollte beim Gebrauch dieses Wortes Vorsicht walten gelassen werden, impliziert der Begriff doch, dass Gärten sämtliche Krankheiten heilen können. Das ist jedoch mitnichten der Fall. Vielmehr sollen Heilende Gärten die Genesung unterstützen, bei der Bewältigung von Stress helfen und zur Gesundheitsprävention beitragen.

Heilende Gärten und ihre Wirkungsweise

Diese drei Wirkungsweisen von Gärten sind gerade in der heutigen Zeit extrem wichtig. Denn wissenschaftliche Studien konnten zeigen, dass vor allem Stressgefühle und zudem noch depressive Verstimmungen, Angst und Furcht – die ebenfalls zum Teil durch ein Zuviel an Stress entstehen – während der Gartenarbeit reduziert werden konnten.

Natürlich kann man jetzt sagen, dass diese Studien ja vor allem Gefühle erfasst haben, die nun mal sehr subjektiv sind. Doch es gibt es auch wissenschaftliche Studien, die physiologische Parameter gemessen haben. Und auch hier konnte zweifelsfrei nachgewiesen werden, dass sowohl Blutdruck, als auch Herzrate und Muskelspannung nach einem Tag im Garten mit Gartenarbeit um ein Vielfaches gesunken waren!

Und auch präventiv sollte einiges möglich sein, wobei es dazu jedoch leider noch fast keine Studien gibt.

Neben der stressreduzierenden Wirkung gibt es außerdem einen weiteren Bereich, bei dem heilende Gärten einen wahrhaft fantastischen Ansatz bieten: Bei an Demenz Erkrankten, die regelmäßig bei Gartentherapien mitmachten, konnte eine Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit, des psychischen Zustandes und der sozialen Ansprechbarkeit festgestellt werden. Das lag vor allem daran, dass die an Demenz Erkrankten etwas zu tun bekamen, was ihnen zeigte, dass sie noch lange nicht zum alten Eisen gehörten! Heilende Gärten also in der Tat!

Zahlen beweisen, dass heilende Gärten dringend gebraucht werden

Gerade die positiven Wirkungen von Gartentherapie sowohl auf die geistige Gesundheit als auch als Mittel gegen Stress sind in den letzten Jahren vielfach erforscht worden. Und das ist auch gut so, denn die Zahlen sprechen leider eine allzu deutliche Sprache: Beispielsweise waren im Jahre 2019 17,5 Prozent aller Krankheitstage auf psychische Erkrankungen zurückzuführen, zu denen auch der Burn-out als typische Stresserkrankung gerechnet werden kann. Und diese Zahl steigt rasend schnell: Im Jahre 2004 waren es „nur“ 11 Prozent – wobei auch diese Zahl schon deutlich zu hoch ist!

Und das ist noch lange nicht alles: Auch die Dauer, die Mitarbeiter in Unternehmen ausfallen, ist gravierend! Mit durchschnittlich 43,4 Tagen sind psychische Erkrankungen hierbei die traurigen Spitzenreiter. Auch die Anzahl an Frühberentungen hat eine ganze Menge mit psychischen Belastungen im Job zu tun: Fast die Hälfte aller Menschen, die in Frührente gehen, tut das aufgrund zu hoher psychischer Belastungen! Damit hat sich dieser Anteil in den letzten zwanzig Jahren fast verdoppelt!

In Deutschland allein liegt der Anteil von psychisch Erkrankten, die im erwerbsfähigen Alter sind (also zwischen 18 und 65 Jahren), bereits bei 30 Prozent! Und die Tendenz ist steigend.

Einige Studien gehen sogar so weit zu sagen, dass die zunehmende physische Inaktivität, bedingt durch unseren Lebensstil und die meist sitzenden Tätigkeiten im Job, zu einem früheren Tod und außerdem zu eigentlich vermeidbaren physischen wie psychischen Erkrankungen beiträgt. Als Beispiele werden hier Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Demenz und psychische Störungen genannt.

Heilende Gärten in anderen Ländern

In anderen Ländern hat man längst das Potential von Heilenden Gärten erkannt: In Norwegen und den Niederlanden beispielsweise existieren mittlerweile hunderte sogenannter „Green Care Farms“ und in England hat die Universität von Essex das Netzwerk „National Care Farms“ gegründet, welches bereits 2012 180 Farmen beinhaltete.

Doch was haben Gartenarbeit und heilende Gärten nun an sich, dass sie sich so wohltuend auf uns auswirken? Und dass sie sogar gegen Stress, Stresserkrankungen und bei mentalen Störungen wie Depressionen und Angststörungen, die meist auch durch Stress entstehen, Hilfestellung bieten?

Vermutlich liegt es an der Kombination von physischer Aktivität mit sozialer Interaktion die in der Natur und bei Tageslicht durchgeführt werden. Sonnenschein alleine reduziert bereits nachweislich den Blutdruck und erhöht vor allem im Sommer den Vitamin-D-Level. Gartenarbeit selber stellt Geschicklichkeit und Stärke wieder her und durch die Bewegung kommt es sowohl zu einer Muskelanspannung, die dann in eine Entspannung übergeht. Und natürlich werden auch Kalorien abgebaut. Das selbst gezogene Gemüse, in den Speiseplan integriert, fördert darüber hinaus die gesunde Ernährung, die ja auch enorm sowohl zu einem insgesamt gesünderen Lebensstil beiträgt als auch dabei helfen kann, Stress vorzubeugen.

Auch Menschen, die sich von einem Herzinfarkt oder einem Schlaganfall erholen, können sich in einem therapeutischen Garten von ihren Krankheiten erholen und zu neuer Kraft finden. Bei der Gartentherapie kommt es darüber hinaus durch den Kontakt zu anderen Menschen zu einem gemeinschaftlichen Austausch, was unter anderem Gefühle der Einsamkeit und Isolation verringern kann.

Alles in allem bieten heilende Gärten also eine holistische Therapie!

Wie sich jeder einen Garten schaffen kann

Nun hat es jedoch nicht jeder so mit der Arbeit im Garten und so manchem graut es davor, einen Spaten oder eine Heckenschere zu schwingen. Doch zum Glück sind solche schweißtreibenden Tätigkeiten auch gar nicht nötig, um die positiven Wirkungen von Heilenden Gärten aufzunehmen. Bereits ein Spaziergang von einer halben Stunde kann bereits ausreichend sein.

Außerdem gibt es auch weniger anstrengende Tätigkeiten in einem Garten, die auch weniger gartenaffinen Menschen gefallen könnten: Die Pflege von Pflanzen und/oder Blumen, umtopfen, Kräuter beschneiden, Gießen oder Obst und Gemüse ernten. Auch das „einfache“ Betrachten von Pflanzen kann schon ungemein heilend sein.

Doch was tun, wenn nun in der näheren Umgebung kein solcher Garten existiert? Und auch ein eigener Garten nicht möglich ist, in dem man sich nach der Arbeit austoben kann?

Dann könnte eventuell die Anschaffung eines Schrebergartens in Frage kommen. Oder man informiert sich über Gemeinschaftsgarten-Projekte, wie sie beispielsweise auch beim NABU oder BUND in einigen Regionen bestehen. Außerdem gibt es die Möglichkeit, sich einen Garten zu mieten. Hierzu finden Sie im Internet einige Angebote (bei Google einfach Mietgärten eingeben). Jedoch sind diese Mietgärten auch nur in einigen Orten verfügbar – zurzeit zumindest. Oder Sie fangen einfach an, Ihren Balkon oder Ihre Terrasse zu bestücken. Viele Gemüsesorten lassen sich auch sehr gut in Töpfen (zum Beispiel Tomaten und Paprika) oder in Pflanzsäcken (zum Beispiel Kohlrabi und Möhren) ziehen.

Und zu guter Letzt gibt es auch noch die Möglichkeit, eine Anzeige in die Zeitung zu setzen. Vielleicht gibt es ja ein älteres Ehepaar mit Haus und Garten, welches die Gartenarbeit körperlich nicht mehr schafft und bei denen Sie helfend einspringen können.

Bestimmt finden Sie auch noch weitere Möglichkeiten, um in einem Garten arbeiten zu können.

Damit wünsche ich Ihnen eine wunderschöne, entspannte Woche mit ganz viel Gartengenuss,
Ihre Silvia Duske

 

Literatur:

Clatworthy C., Hinds J. & Camic P.M. (2013): Gardening as a mental health intervention: a review. Mental Health Review Journal, Volume 18, Nummer 4, Seiten 214–225
https://www.researchgate.net/publication/257143385_Gardening_as_a_mental_health_intervention_A_review

Haubenhofer, D. (2016): Gesundheitsfördernde Wirkung von Gärten. In Grüne Texte: Die NEUEN NATURTHERAPIEN – Internetzeitschrift für Garten-, Landschafts-, Waldtherapie, tiergestützte Therapie, Green Care, Green Meditation, Ökologische Gesundheit, Ökopsychosomatik (Issues 14). EAG-Publikationen.
https://psycharchives.org/en/item/bff97576-a27d-4c05-ac91-89dd2687897f

Thompson, R. (2018): Gardening for health: a regular dose of gardening. Clinical Medicine, Volume 18, Nummer 3, Seiten 201–205
https://www.researchgate.net/publication/325517348_Gardening_for_health_A_regular_dose_of_gardening

Schneiter-Ulmann, R. (2018): Therapie mit Harke. Psychologie heute compact, Heft 54, Seiten 72–75

Severtsen, B. (2006): Healing Gardens.
https://www.researchgate.net/publication/319508681_Healing_Gardens

Wickham, S. (2023): Hobbies for mental health. Nature Medicine, Volume 29 , Seiten 2179–2180
https://www.nature.com/articles/s41591-023-02508-z.epdf?sharing_token=os-Gx0HPGyWygY12kI0BuNRgN0jAjWel9jnR3ZoTv0M_0DaGFlgQ9ED8970L7jdEHxerlfZar-jAOdojWQauEh7V86OhpVk__PM-FeR2RMbLF1u7Kn99EZ1_jFn8UHtuuIHmeJTzIellvolATpDYLNkd_rnOPUIf9Zldj6UIKVtmWhp06il7WrfHnCRJHKoHR5swIkQb3XGzhiHfUgasDJ7gbSbITCnuQxQGshKmY1o%3D&tracking_referrer=teams.microsoft.com

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