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Yoga, QiGong, Feldenkrais: Stressabbau durch Bewegung

Bewegung und Sport haben positive Auswirkungen auf unsere Gesundheit – physisch wie psychisch. Vor allem moderate Bewegungsabläufe, wie Yoga, Qigong oder Feldenkrais, sind dabei sehr zu empfehlen.

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Stressabbau durch Bewegung: Warum Sport zur Stressbewältigung geeignet ist

Bewegung und Sport haben positive Auswirkungen auf unsere Gesundheit! Das ist vielfach wissenschaftlich bewiesen worden. Und auch unserem Gemütszustand tut sportliche Betätigung gut: Beispielsweise wurde in diversen Studien gezeigt, dass depressive und/oder ängstliche Verstimmungen positiv von einer Sporteinheit beziehungsweise von Bewegung generell beeinflusst wurden.

Daher liegt die Vermutung nahe, dass Sport und Bewegung auch zur Stressbewältigung und zum Stressabbau geeignet sind.

Was passiert im Körper bei Stress?

Unser Körper reagiert sehr schnell auf Stressoren jeglicher Art. Das ist ein Überbleibsel früherer Zeiten, wie beispielsweise der Steinzeit, wo solch eine schnelle Reaktion lebensrettend sein konnte. Zuerst werden einige Stoffwechselvorgänge, wie beispielsweise die Verdauungstätigkeit, heruntergefahren. Dadurch stellt der Körper sicher, dass er genug Energie zur Verfügung hat, um körpereigene Systeme zu aktivieren, die geeignet sind, mit dem Stressor umzugehen. Beispielsweise werden Hormone wie Adrenalin und Cortisol ausgeschüttet, welche zu einem Anstieg von Blutdruck und Herzrate führen. Außerdem wird die Milz, die das Zwischenlager für die neu gebildeten roten Blutkörperchen ist, dazu angeregt, diese vermehrt in die Blutbahn zu entlassen. Damit stellt der Körper sicher, dass genügend Erythrozyten zur Verfügung stehen, um ausreichend Sauerstoff zu den Zellen und Kohlendioxid, als Abfallprodukt der inneren Atmung, zurück zur Lunge zu transportieren.

Wenn dann nach erfolgreichem Umgang mit dem Stressor der Körper zurück in den Ausgangsmodus wechseln und die Regenerations- und Entspannungsphase einläuten kann, ist alles in Ordnung. Doch in unserer heutigen, modernen Zeit kommt es häufig nicht dazu, weil bereits der nächste Stressor auf uns lauert – ob nun real oder einzig und allein durch unsere Ansichten, Bewertungen und (Vor-)Verurteilen von Situationen. Der Mensch befindet sich damit im Dauerstress, was gravierende Auswirkungen auf alle wichtigen Organsysteme unseres Körpers hat.

Was chronischer Stress in unserem Körper auslöst

Vor allem unser Herz- und Kreislaufsystem werden durch chronischen Stress beeinflusst: Die häufigsten Folgen sind ein hoher Blutdruck, Arteriosklerose und Herzinfarkte. Auch die Verdauungsorgane leiden, was sich zum Beispiel in Magen- oder Darmgeschwüren oder einem Reizdarm niederschlagen kann. Infolge einer ständigen Anspannung kommt es bei vielen Menschen außerdem zu Rücken- oder Kopfschmerzen. Migräne beispielsweise hat häufig seine Ursache in einem verstärkten Stressempfinden.

Generell reagiert unser Gehirn sehr sensibel auf chronischen Stress: Konzentrationsschwierigkeiten und/oder eine mangelnde Gedächtnisleistung sind keine Seltenheit. Auch Schlaganfälle lassen sich auf ein Zuviel an Stress zurückführen. Und sogar unsere Sinne, allen voran der Hörsinn, leiden: Tinnitus und Hörstürze haben beispielsweise häufig ihre Ursache in einem Zuviel an Stress. Und auch das Immunsystem wird von chronischem Stress beeinflusst, was sich zum Beispiel in einem vermehrten Auftreten von Erkältungen äußern kann.

Neben den körperlichen Folgen hat Stress auch Auswirkungen auf unsere psychische Gesundheit: Häufig sind Depressionen eine Folge von Dauerstress. Und natürlich fällt hier auch der Burn-out mit rein. In Zahlen ausgedrückt, stehen psychische Erkrankungen, wozu auch der Burn-out gezählt wird, gemessen an der Häufigkeit von Krankschreibungen bereits mit 17,9 % an zweiter Stelle (an erster Stelle sind weiterhin Muskel- und Skeletterkrankungen mit 24,6 % zu finden). Bei den Krankheitstagen liegen psychische Störungen jedoch ganz klar vorne: Mit 43,4 Tagen sind sie die traurigen Spitzenreiter!

Wie helfen Sport und Bewegung gegen Stress?

Dazu gibt es verschiedene Theorien: Zum einen steigert eine regelmäßige sportliche Betätigung nachweislich die Gesundheit. Daher ist wahrscheinlich, dass sowohl die negativen Auswirkungen von chronischem Stress sich nicht so schnell auf der körperlichen Ebene niederschlagen können als auch dass die Selbstheilungskräfte durch regelmäßiges Training erhöht werden. Zum zweiten werden durch körperliche Belastungen Verkrampfungen in der Muskulatur gelockert. Denn – auch wenn es etwas widersprüchlich klingt –die muskuläre Entspannung funktioniert durch vorherige Anspannung. Dieses Prinzip macht sich vor allem die progressive Muskelrelaxation zunutze. Zum Dritten kommt es durch sanftes Training, wie es beispielsweise beim Wandern, Yoga oder Qigong geschieht, zu einer Ausschüttung von Neurotransmittern. Zwei Beispiele sind hier Endorphin und Serotonin. Diese Hormone wirken stimmungsaufhellend und verbessern nachweislich die Gemütslage, wodurch diverse Situationen vielfach neutraler, wenn nicht sogar positiver betrachtet werden können und nicht so negativ, wie es ohne das Training wahrscheinlich geschehen wäre. Zum vierten steigern moderate Bewegungen in Verbindung mit einer tieferen Atmung die Körperwahrnehmung. Das hat nachweislich einen entspannenden Effekt. Darüber hinaus wird auch Achtsamkeit trainiert, was den Vorteil hat, dass Situationen realistischer bewertet werden, was diese dann weniger herausfordernd und damit auch weniger stressig macht.

Eine Zusammenfassung zu dem Thema „Stressregulation und Sport“ kann in diesem Beitrag auf Spektrum.de nachgelesen werden, welcher viele wissenschaftliche Artikel heranzieht, auf die auch per Verlinkung verwiesen wird.

Mit welcher Sportart kann man am besten Stress abbauen?

Auf diese Frage gibt es keine allgemeine Antwort. Denn tatsächlich ist das sehr individuell. Letztendlich ist es wichtig, dass einem die gewählte Sportart liegt und Spaß macht, denn Sport und Bewegung sollen ja keinen zusätzlichen Stressfaktor darstellen. Außerdem sollte das Training auch auf das individuelle Leistungsniveau angepasst sein. Es bringt beispielsweise nichts, wenn jemand, der bislang wenig bis keinen Sport getrieben hat, sich vornimmt, ab sofort jeden Tag eine Stunde Joggen zu gehen. Das kann nur zu einer Überforderung führen mit dem Effekt, dass das regelmäßige Training schnell wieder abgeblasen wird. Ein täglicher, gemütlicher Spaziergang wäre in so einem Fall besser geeignet.

Neben Spaziergängen, dem Training in einem Fitnessstudio oder Joggen gibt es einige weitere Sportarten, die nicht nur stressabbauend und entspannend wirken, sondern sich zudem positiv auf das allgemeine Körpergefühl und die Verbindung zwischen Körper und Geist auswirken. Die Rede ist von den asiatischen Bewegungslehren des Yoga und des Qigong.

Mit Yoga gegen Stress

Zwar hat die moderne Stressforschung erst in den 40er Jahren des letzten Jahrhunderts ihren Anfang genommen, doch können bereits in den alten Yoga-Schriften von Patañjali Ähnlichkeiten mit den heutigen Begriffen von Stress und Entspannung gefunden werden. Patañjali wird vielfach als Vater des Yoga bezeichnet, weil er das Yoga-Sutra niedergeschrieben hat. In diesem Leitfaden des Yoga steht beispielsweise, dass mittels dieser Methode der aufgewühlte und alles bewertende Geist (wodurch ja meist erst Stress entsteht) zur Ruhe gebracht werden kann.

Was ist Yoga denn eigentlich?

Kobra, Baum, Krieger und Sonnengruß: Diese Begriffe sind den meisten Menschen als Bewegungsübungen bekannt. Häufig werden mit dem Begriff „Yoga“ jedoch ausschließlich die Körperübungen verbunden. Allerdings hat diese Methode noch so viel mehr zu bieten: In den alten asiatischen Lehren wird sie als achtgliedriger Übungspfad zu größerer Selbsterkenntnis, Weisheit und letztendlich Erleuchtung betitelt. Die bei uns im Westen so vielgerühmten Übungen sind dabei nur eines (nämlich das dritte) dieser Pfade, die in der Yoga-Sutra von Patañjali wie folgt beschrieben wurden:

  • Pfad 1: Yamas – Umgang mit der Umwelt
  • Pfad 2: Niyamas – Umgang mit einem selber
  • Pfad 3: Asana – Yogaübungen
  • Pfad 4: Pranayama – Atemübungen
  • Pfad 5: Pratyahara – Rückzug der Sinne
  • Pfad 6: Dharana – Konzentration
  • Pfad 7: Dhyana – Meditation
  • Pfad 8: Samadhi – Erleuchtung

Diese Auflistung zeigt sehr schön, dass neben den Körperübungen der Atem und auch Meditationen eine große Rolle spielen, genauso wie der Umgang mit der Umwelt und einem selber, was als Vorläufer des heutzutage von uns als Achtsamkeit bezeichneten Lebensstils betrachtet werden kann.

Warum Yoga zur Stressbewältigung geeignet ist

Mittlerweile gilt es als erwiesen, dass Yoga zur Stressbewältigung geeignet ist. Viele wissenschaftliche Studien haben sich mit dieser Thematik beschäftigt und auseinandergesetzt, mit dem Effekt, dass sehr viele Paper dazu vorliegen.

Beispielsweise stellte das Nationale Zentrum für Komplementäre und Integrative Gesundheit (National Center for Complementary and Integrative Health) eine Verbesserung gegenüber physischem und psychischem Stress fest (Yoga for Health: What the Science Says) und Hartfiel et al. zeigten, dass sogar die Resilienz der Versuchsteilnehmer gegenüber Arbeitsstress anstieg, wenn diese regelmäßig Yoga betrieben (The effectiveness of yoga for the improvement of well-being and resilience to stress in the workplace)!

Rinirose und Udhayakumar dokumentierten in ihrer wissenschaftliche Studie darüber hinaus handfeste physiologische Parameter (A study on the impact of yoga and meditation on health and its benefits): Bei Teilnehmern ihrer Studie, die regelmäßige Yoga machten, normalisierte sich der Blutdruck (und zwar unabhängig davon, ob nun eine Hyper- oder Hypotonie bestand!), die erhöhte Muskelspannung, die bei Stress entsteht, reduzierte sich, ebenso wie die Ausschüttung der beiden Stresshormone Cortisol und Adrenalin. Außerdem wurde eine verbesserte Fokussierung und Konzentrationsfähigkeit, eine Abnahme von Ängsten und Depressionen als auch ein verbesserter Schlafrhythmus festgestellt. Darüber hinaus gab es sogar Hinweise, dass das Gehirn größere Mengen des Neurotransmitters Serotonin ausschüttet, der für Gefühle von Gelassenheit, innerer Ruhe und Zufriedenheit verantwortlich ist und außerdem die Ausschüttung von Cortisol (welches bekanntermaßen das Stress-Hormon Nummer 1 ist) unterbindet! Ähnliche Ergebnisse lieferte die Studie von Pascoe et al: Yoga, mindfulness-based stress reduction and stress-related physiological measures: A meta-analysis.

Yoga: Wirksam in der Ganzheitlichkeit

Doch worauf beruhen all diese im obigen Abschnitt dargestellten und beschriebenen Wirkungen? Sind sie tatsächlich „nur“ den Körperübungen zuzuschreiben oder spielen auch die anderen Komponenten, wie Meditationen und Atemübungen mit hinein?

Tatsächlich fand Dr. Karin Matko von der Technischen Universität Chemnitz in einer aktuellen Studie heraus, dass Yoga in seiner Ganzheitlichkeit am effektivsten ist (Effects of Different Components of Yoga: A Meta-Synthesis)! Dass bedeutet, es ist wirkungsvoller, sich auf sämtliche Aspekte des Yoga einzulassen als nur auf einzelne Aspekte, wie zum Beispiel den Körperübungen, die ja in sehr vielen Kursen im Vordergrund stehen. Deswegen legen wir in unseren Seminaren großen Wert darauf, dass so viele Komponenten wie möglich mit in das Seminar oder die Ausbildung einfließen. Vor allem Meditationen, Achtsamkeitsübungen, Selbstreflektion, Innenschau und Atemübungen finden sich daher bei unseren Kursen wieder.

Und auch wenn weitere Forschungen auf diesem Gebiet nötig sind, um zu verstehen, wie die einzelnen Komponenten zu den gesundheitlichen Wirkungen beitragen, sind die Erkenntnisse in dem oben erwähnten Paper von Dr. Karin Matko ein weiterer Meilenstein in der Anerkennung von Yoga zur Stressbewältigung!

Ein Fakt jedoch ist unbestreitbar: Yoga hat ganz konkrete, positive Auswirkungen sowohl auf unseren Körper als auch auf unseren Geist. Das wird in diesem sehr gut gemachten Video anschaulich dargestellt:

What yoga does to your body and brain
Gestaltet von Krishna Sudhir für TED-Ed
Quelle: TED

Mit Qigong gegen Stress

Qigong ist – genau wie Yoga – ebenfalls eine sehr alte, asiatische Methode mit einem Zusammenspiel aus Bewegungen, Meditationen und Atemübungen. Und genau wie Yoga wurde auch diese Technik vielfach in diversen wissenschaftlichen Studien untersucht und somit erwiesen, dass sie ebenfalls zur Stressprävention geeignet ist. Doch jetzt anzunehmen, dass sich die beiden Methoden ähneln oder gar das Gleiche sind, wäre verkehrt, denn es gibt diverse Unterschiede!

Zwei alte, asiatische Bewegungsformen: Unterschied Yoga und Qigong

Im Gegensatz zu Yoga, dessen Ursprünge in Indien liegen, stammt Qigong aus dem chinesischen Raum. Und während man beim Yoga in die Übung beziehungsweise die jeweilige Position geht und dann in dieser für einige Sekunden verbleibt, verläuft die Bewegung beim Qigong fließender, fast spielerisch: Der Körper wird in die Dehnung geführt, jedoch nicht ganz, sondern kurz vor Erreichen der maximalen Dehnung wird die Bewegung gestoppt, zurückgeführt und eine Wiederholung eingeleitet. Im Qigong ist man daher immer in einer fließenden Bewegung. Außerdem gibt es beim Yoga sehr viele Übungen, die man nicht unbedingt im Alltag braucht, wie zum Beispiel die Kerze oder der Kopfstand. Dagegen sind die Bewegungen beim Qigong unseren natürlichen Bewegungsmustern angepasst.

Was jetzt natürlich nicht heißen soll, dass eine der beiden Methoden besser ist. Es sind zwei verschiedene Techniken, sowohl seinen Körper als auch seinen Geist zu trainieren, Achtsamkeit zu betreiben, ein besseres Körpergefühl zu bekommen und natürlich auch Stress abzubauen. Für eine*n ist dabei Yoga geeigneter, für eine*n andere*n Qigong. Das ist sehr individuell und kommt ganz auf die jeweiligen Bedürfnisse und Geschmäcker an.

Was ist Qigong genau?

Der Begriff Qigong setzt sich aus zwei Teilen zusammen: Qi bedeutet Lebensenergie oder auch Lebenskraft, Atem, Energie. Gong wird meist übersetzt mit (Anstrengung in die) Arbeit und (aufgebrachte) Zeit, Aufwand, Mühe, Fähigkeit, Können, Beharrlichkeit, Training, Üben, etwas leisten.

Zusammengenommen bedeutet Qigong also eine Kultivierung, die Anstrengung, Aufwand und beharrliches Training erfordert, um schließlich die Meisterschaft über das Qi, die Lebensenergie, zu erlangen.

Die bei dieser Methode angewendeten Atem-, Koordinations- und Bewegungsübungen sollen eine bewusste Verbindung von Bewegung, Atmung und geistiger Vorstellungskraft erzeugen, den Körper reinigen und stärken, das Qi lenken und kultivieren, Ruhe vermitteln und obendrein Spannungen und Stauungen lösen. Dazu werden bei den Bewegungsübungen Leitbahnen, die sogenannten Meridiane – in denen das Qi der inneren Organe kreist und das eine schützende Wirkung auf den ganzen Körper ausübt – und ihre Reflexpunkte in einer genau festgelegten Reihenfolge gedehnt. Gleichzeitig wird die Atmung gelenkt und auf ganz bestimmte Atemzielpunkte konzentriert, sodass man im Bewusstsein bestimmte Körperregionen verstärkt wahrnehmen kann. Dadurch wird die Regulation der Organfunktionen durch das Nervensystem verbessert, insbesondere im Gehirn und im Rückenmark.

Diese Vorstellungen entstammen der TCM, der Traditionellen Chinesischen Medizin. Diese geht davon aus, dass der Fluss des Qi, seine Qualitäten und seine Veränderungen – vor allem Stagnationen des Qi – sowohl für das Wohlbefinden als auch für das Auftreten von Krankheiten verantwortlich sind. Die Bewegungsübungen im Qigong sollen deswegen die Lebensenergie nicht nur wiederherstellen, sondern vor allem unterstützen. Denn es gilt das Motto: Besser vorbeugen als heilen! Daher gibt es im medizinischen Qigong auch eine große Anzahl von Übungsreihen, die dem System Stabilität verleihen, um einem Ungleichgewicht vorzubeugen.

Wie wirkt Qigong gegen Stress?

Bei den Wirkungen von Qigong gegen Stress gibt es Ähnlichkeiten zum Yoga: Beispielsweise fanden Chow et al. in ihrer Studie (The Effects of Qigong on Reducing Stress and Anxiety and Enhancing Body–Mind Well-being) heraus, dass sich der Cortisol-Gehalt im Speichel nach der achten Woche regelmäßigen Qigong-Trainings signifikant reduziert und sich der Blutdruck der Testpersonen auf ein physiologisches Level eingependelt hatte. Nach der zwölften Woche wurden diese Ergebnisse zudem durch signifikant verringerte Gefühle von Stress, Angst und depressiven Verstimmungen bereichert. Hwang et al. zeigten in ihrer Studie (Effects of a Brief Qigong-based Stress Reduction Program (BQSRP) in a distressed Korean population: a randomized trial) sogar, dass bereits nach der vierten Woche regelmäßigen Qigong-Trainings eine verbesserte Lebensqualität und zudem weniger Gefühle von Stress, Ängsten, Wut und Ärger bei den Versuchsteilnehmern auftraten. Auch Griffith et al. gelangten in ihrer Studie zu diesem Schluss (Qigong Stress Reduction in Hospital Staff), wobei sich diese Studie ausschließlich auf Klinikpersonal konzentrierte.

Natürlich sind auch in diesem Bereich weitere, wissenschaftliche Forschungen nötig, um die konkreten Auswirkungen und Vorteile von Qigong auf unsere physische und psychische Gesundheit vollständig zu verstehen. Dennoch ist auch diese Methode als Stressmanagementtool anerkannt, weswegen wir sie als Seminar unterrichten.

Feldenkrais: Bewusstheit durch Bewegung

In den 1930er Jahren entdeckte der Physiker, Ingenieur und Judosportler Moshé Feldenkrais das enge Zusammenspiel von körperlicher und geistiger Bewusstheit und wie sich beides zusammen auf unsere Gesundheit (die körperliche und die seelisch-geistige) auswirkt. Dazu entwickelte er passende Bewegungssequenzen mittels derer nicht nur mehr Beweglichkeit erlangt werden, sondern auch ein besseres Bewusstsein für sich und seine Bewegungsabläufe entstehen kann.

Was ist Feldenkrais genau?

Bei der Feldenkrais-Methode handelt es sich um eine Kombination aus fernöstlichen Kampfkünsten (Judo und Jiu-Jitsu) und Elementen aus der Physik, Mechanik und Elektrotechnik. Diese werden auf die menschliche Anatomie und Verhaltensphysiologie angewendet, um damit Fehlhaltungen und ‑bewegungen zu beheben.

Doch wie entstehen solche Fehlhaltungen und -bewegungen? Moshé Feldenkrais war davon überzeugt, dass körperliche und die geistige Bewusstheit zusammenwirken und deswegen die meisten Menschen in bestimmten Situationen unbewusst immer wieder die gleichen Bewegungsmuster anwenden – womit sie gleichzeitig ihre Stimmung und ihren Seelenzustand ausdrücken.

Soweit ist das noch völlig ok. Jedoch kommt es durch diese gleichen Bewegungsmuster häufig zu eingefahrenen Bewegungen. Und diese wirken sich auf Dauer einschränkend und krankmachend auf den jeweiligen Menschen aus, woraus sich die Fehlhaltungen und -bewegungen ergeben. Um dem entgegenzuwirken entwickelte Moshé Feldenkrais bestimmte Bewegungssequenzen, die sich aus dem sogenannten organischen oder somatischen Lernen speisen. Dabei ist das Körpergedächtnis der Schlüssel. Denn auch wenn das unglaublich klingt: Unser Körper denkt, handelt und trifft Entscheidungen – und das meist im Verborgenen, im von uns Unbewussten. Das ist auch der Grund, warum die Feldenkrais-Methode häufig mit „Bewusstheit durch Bewegung“ beschrieben wird. Denn neben den Bewegungssequenzen, um wieder beweglicher zu werden und alte, schädliche Bewegungsmuster abzubauen, lernt man beim Feldenkrais ein Bewusstsein für sich – Körper, Geist und Seele – und seine Umwelt zu entwickeln. Durch diese Bewusstheit ist man in der Lage, unbewusst ablaufenden Prozesse, die uns und unsere Bewegungen steuern, zu erkennen und diesen rechtzeitig entgegenzuwirken.

Dass unser Körper tatsächlich unbewusst „arbeitet“ ist sogar wissenschaftlich erwiesen: Erkenntnisse aus der Neurowissenschaft zeigen auf, dass ca. 90% (meist sogar mehr) der Nervenzellen für unbewusstes Denken verantwortlich sind, worunter zum Beispiel auch das Körpergedächtnis fällt. Weniger als 10 % unserer Neuronen sind dagegen für das bewusste Denken und Handeln da! Doch das lässt sich ändern: Je bewusster ein Mensch sich und seine Umwelt wahrnimmt, desto mehr ist er im Gleichgewicht und desto mehr Neuronen sind frei für ein ebenso bewusstes Denken und Handeln.

Wer sich intensiver mit diesen neurowissenschaftlichen Erkenntnissen auseinandersetzen und sich tiefer informieren möchte, dem empfehlen wir die beiden Bücher von Norman Doidge: „Wie das Gehirn heilt. Neueste Erkenntnisse aus der Neurowissenschaft“ und „Neustart im Kopf. Wie sich unser Gehirn selbst repariert.“ Beide sind im Campus-Verlag erschienen.

Was bewirkt Feldenkrais?

Neben seiner Überzeugung, dass körperliche und geistige Bewusstheit zusammenwirken, war Moshé Feldenkrais auch ein Verfechter des lebenslangen Lernens, also der Vorstellung, dass der Mensch in der Lage ist, sich sein ganzes Leben lang neue Sachen anzueignen. Damit war er seiner Zeit voraus, denn erst in den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts wurde durch bildgebende Verfahren diese Annahme bestätigt und mit Neuroplastizität des Gehirns beschrieben.

Dazu passt auch sehr gut das organische oder somatische Lernen. Dieses wird von Kindern (unbewusst) angewendet, wenn sie üben, sich fortzubewegen: Da wird ausprobiert, wie am besten gerutscht, gerobbt, gekrochen und gekrabbelt werden kann, um sich schließlich an einem Gegenstand hochzuziehen und auf zwei Beinen zu gehen. Dabei haben sie niemanden, der sie dazu anleitet. Im Gegenteil kreieren sie sich ihren Lernprozess selber und motivieren sich dadurch, dass sie ihre eigenen, oftmals ganz individuellen Lösungen entdecken und entwickeln. Dadurch entstehen ganz vielfältige und mühelose Bewegungsabläufe.

Als Erwachsener haben wir dieses somatische Lernen oftmals verlernt. Und genau hier setzt die Feldenkrais-Methode ein: Diese Art der Körperarbeit ermöglicht es uns, die unbewussten, einschränkenden und krankmachenden Bewegungsgewohnheiten und -abläufe nicht nur zu erkennen, sondern anschließend physiologisch vorteilhaftere Alternativen zu finden. Dabei finden die ersten Veränderungen im Gehirn statt: Nachdem durch die bewusste Wahrnehmung viele Neuronen für ein ebenso bewusstes Denken und Handeln frei geworden sind, können diese nun neu und vorteilhafter verschaltet werden. Und damit findet ein Veränderungsprozess im ganzen Körper statt, indem durch diese Neu-Verschaltungen die Motorik anders (und besser) gesteuert und auch Spannungen in Muskeln und Sehnen neu reguliert werden.

Somit ist auch Feldenkrais eine (zwar nicht vorrangige, aber dennoch wichtige und funktionierende) Methode zur Stressbewältigung und Stressprävention und findet deswegen auch bei uns als Seminar und Bildungsurlaub Anwendung! Denn wie bereits erwähnt, schlägt sich Stress in einer höheren Muskelspannung im Körper wieder, doch können durch einen bewussteren Einsatz von Bewegungen diese Verspannungen wieder minimiert oder auch ganz reduziert werden.

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