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Zu alt zum Lernen? Ganz im Gegenteil!

Ist man tatsächlich irgendwann zu alt zum Lernen? Gemäß dem Spruch „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“?

Ist man tatsächlich irgendwann zu alt zum Lernen? Gemäß dem Spruch „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“?

Zum Lernen ist man nie zu alt!

Ganz im Gegenteil! Obwohl bei dem Wort „Lernen“ den meisten Menschen folgendes Bild in den Kopf kommt: Kinder in einer Schulklasse. Oder Studierende an der Uni. Und die wenigsten dabei an Erwachsene denken. Dabei ist auch das Lernen im Alter möglich – wobei es irrelevant ist, wie alt jemand ist.

Allerdings ist es ganz natürlich, dass beim Wort „Lernen“ Bilder von Kinder in einer Schulklasse oder Studierende an der Uni vor dem inneren Auge erscheinen. Schließlich findet im ersten Drittel des Lebens das meiste Lernen statt. Und das hat auch einen Grund: Schließlich brauchen wir das zu dieser Zeit erlernte Wissen für später. Für die Ausbildung und den Beruf, um auf den eigenen Beinen zu stehen, eine eigene Wohnung einzurichten, um eine Familie zu gründen und vieles weitere mehr.

Dennoch sollte man nicht dem Glauben anheimfallen, dass man ab einem bestimmten Alter nichts mehr zu lernen braucht oder gar nichts mehr lernen kann, also zu alt zum Lernen ist. Denn das stimmt schlicht und ergreifend nicht!

Man ist nie zu alt zum Lernen!

Das bewiesen beispielsweise Eleanor Maguire und ihre Kollegen vom University College London. In ihren Studien (siehe Literatur) haben die Wissenschaftler das Gehirn von Männer untersucht, die für die berühmt-berüchtigte Londoner Taxiprüfung gebüffelt haben. Mit dem Ergebnis, das die Taxifahrer, die sich „the knowledge“ angeeignet hatten, mehr graue Zellen im Hippocampus (dem Sitz des Gedächtnisses) aufweisen konnten. Und das unabhängig vom jeweiligen Alter!

Außerdem gehen die Wissenschaftler davon aus, dass durch das Lernen nicht nur neue Nervenzellen entstehen, sondern außerdem auch bereits bestehende Verbindungen zwischen den Nervenzellen gestärkt werden.

Das Gehirn ist auch im Alter formbar

Die Ergebnisse diese Studie sind ermutigend – sowohl, was das lebenslange Lernen angeht als auch für die Rehabilitation nach Hirnverletzungen –, weil sie aufzeigen, dass das menschliche Gehirn auch im Erwachsenenalter formbar bleibt und sich anpasst, wenn wir Neues lernen!

Das kann auch jeder am eigenen Leib spüren, wenn er oder sie etwas lernt, was komplett neu für ihn*sie ist. Natürlich lernt man im fortgeschrittenen Alter nicht mehr so schnell wie als Kind oder Jugendlicher. Denn das Gehirn lässt in seiner Schnelligkeit nach. Jedoch bleibt die Leistung gleich! Deswegen braucht man als älterer Mensch halt einfach etwas länger für das Einprägen von neuen Vokabeln oder von neuem Faktenwissen. Was jedoch niemanden davon abhalten sollte, auch im fortgeschrittenen Alter regelmäßig etwas Neues zu lernen. Schließlich ist man nie zu alt zum Lernen!

Dabei kann das Gehirn mit einem Muskel verglichen werden: Wird dieser Muskel benutzt und trainiert, bleibt er in Schwung; wird er das hingegen nicht, verkümmert er. Genauso ist es auch mit dem Gehirn: Wer ständig Neues lernt, sorgt dafür, dass die neuronale Plastizität, also die Veränderbarkeit des neuronalen Netzes durch Signale von außen, erhalten bleibt. Wer das dagegen nicht tut, wird verständlicherweise Schwierigkeiten dabei haben, sich neues Wissen anzueignen.

Vorurteile vom Lernen

Doch warum tun sich nun so viele ältere Menschen so schwer damit, etwas Neues zu lernen? Meist wird dabei auch gleich von vorneweg abgewunken, wenn das Thema aufkommt, dass der- oder diejenige doch mal ein Seminar oder einen Kurs besuchen könnte, um sich weiterzubilden. Und in den allermeisten Fällen wird der Grund, dass man „zu alt zum Lernen“ sei vorgeschoben.

Die Gründe hierfür sind ziemlich vielfältig. Meist handelt es sich um bestehende Vorurteile: Zum Beispiel wird älteren Menschen von vorneherein die Fähigkeit abgesprochen, sich neues, aktuelles Wissen anzueignen. Das ist sehr häufig vor allem in Betrieben zu beobachten, wo jemand ab einem bestimmten Alter zum „alten Eisen“ gehört und auf das Abstellgleis geschoben wird. Allerdings fehlt diesen älteren Angestellten meist auch die Motivation und der Anreiz zum Lernen. „Wofür soll ich das denn noch machen?“, wird sich beispielsweise häufig gefragt, „Schließlich habe ich nicht vor, mich auf eine neue Position oder gar einen anderen Job zu bewerben und irgendwann gehe ich dann eh in Rente.“ Was hierbei allerdings nicht beachtet wird, ist die Tatsache, dass es heute einen ständigen Wandel in der Arbeitswelt gibt – allein schon wegen der vielen neuen Technik und der zunehmenden globalen Vernetzung. Wer da nicht up-to-date bleibt, gehört irgendwann tatsächlich zum „alten Eisen“.

In unserem Gehirn gibt es Autobahnen und Trampelpfade

Und noch ein weiterer Gedanke kommt zum Tragen: Dass nämlich Lehrer grundsätzlich und generell älter sein sollten als ihre Schüler! Zudem sollte man sich als Schüler insofern unterordnen, um damit den Wissensvorsprung des Unterrichtenden zu akzeptieren. Jedoch ist das tatsächlich nichts anderes als ein Vorurteil. Denn der Punkt ist ja, dass jemand, der ein Seminar zum Beispiel zum Thema Künstliche Intelligenz besucht, ja nur in diesem einen kleinen, ganz speziellen Feld unwissend(er) ist als der Dozent. In anderen Feldern hat dieser Mensch wahrscheinlich einen gehörigen Wissensvorsprung, den der Dozent (der wahrscheinlich erheblich jünger ist) nicht vorzuweisen hat!

Hier möchte ich einen weiteren Vergleich erwähnen, der meines Erachtens wunderbar passt: All unsere bisherigen Kenntnisse, Fähigkeiten und Handgriffe, die uns leicht und mühelos von der Hand gehen, gleichen Autobahnen in unserem Gehirn. Diese Straßen sind breit und eben, haben eine klare Beschilderung und klar erkennbare Wegweiser und sind somit leicht und einfach zu begehen. Neues Wissen hingegen, wie beispielsweise das Wissen um den Einsatz von Künstlicher Intelligenz oder einer Fremdsprache, gleicht eher einem Trampelpfad. Also unbenutzt und damit schwer begehbar, weil zum Beispiel von vielerlei Gestrüpp überwuchert. Außerdem ist die Gefahr des Stolperns groß oder die, sich zu verlaufen. Deswegen wird von vorneherein davon abgesehen, solch einen Weg zu benutzen.

Doch auch so ein Trampelpfad kann zu einer Autobahn werden – und zwar durch Wiederholungen!

Durch Wiederholungen und Schlaf lernen

Wenn Sie nun etwas Neues lernen, passiert folgendes (und das unabhängig vom Alter): Dadurch, dass Sie dieses neue Wissen regelmäßig anwenden, beispielsweise durch Üben oder die Vokabeln regelmäßig wiederholen, gehen Sie ständig auf dem oben erwähnten Trampelpfad. Dadurch werden die Büsche und Pflanzen, die ihn überwuchert haben, niedergetreten. Außerdem verbreitert sich der Pfad auch, so dass Sie irgendwann ganz bequem darauf gehen können (ohne Stolpergefahr). Und da Sie sich ja jetzt auf diesem Pfad auskennen, brauchen Sie auch nicht mehr zu befürchten, sich zu verlaufen.

Um diese durch Wiederholungen gefestigten Nervenverbindungen zusätzlich zu stärken, können Sie außerdem für eine gesunde Schlafhygiene sorgen. Denn vor allem im Tiefschlaf werden solche neu gebildeten Nervenzellverbindungen fester verankert und damit neue Informationen und Eindrücke nachhaltig im Gehirn gespeichert. Mehr dazu können Sie in einem früheren Blogbeitrag nachlesen: Was unser Schlaf alles vermag.

Besonderheiten des Lernens Älterer

Man ist also nie zu alt zum Lernen! Dennoch gibt es Besonderheiten, was das Lernen von älteren Menschen angeht: Das Lernen dauert, wie bereits oben beschrieben, etwas länger. Das liegt daran, dass zum einen das Gehirn die einkommenden Signale langsamer verarbeitet und zum zweiten, dass das neue Wissen in die bereits im Gehirn vorhandenen Inhalte integriert wird. Letzteres hat allerdings auch einen ungemeinen Vorteil: Ältere können neues Wissen dadurch längerfristiger und beständiger speichern als jüngere Menschen, die noch nicht von diesem Netz aus Vorwissen und Vorerfahrungen profitieren können. Das im Gehirn von älteren Menschen bestehende Wissensnetzwerk fungiert dabei also als Art einer Eselsbrücke.

Daher: Scheuen Sie sich nicht – auch als älterer Mensch – mal wieder etwas Neues zu lernen. Nicht nur, dass Sie Ihrer Umwelt zeigen können, dass Sie noch lange nicht zum alten Eisen gehören, Sie können auch sich selbst beweisen, das mit Ihnen und Ihrem Gehirn noch allerhand los ist!

In diesem Artikel der AOK finden sich einige Tipps dazu: https://www.aok.de/pk/magazin/koerper-psyche/gehirn-nerven/so-koennen-sie-das-gehirn-trainieren/

Und wer jetzt sagt, dass er oder sie abends nach getaner Arbeit keine Lust mehr hat, noch etwas zu lernen, oder schlicht und ergreifend einfach zu kaputt ist, für den gibt es eine gute Nachricht: Sie können sich beispielsweise eine ganze Woche (also fünf Tage) von der Arbeit freistellen lassen – wobei Ihnen Ihr Gehalt weitergezahlt wird – und einen Bildungsurlaub nehmen. Dieses Recht steht allen Arbeitnehmern zu und ist in den meisten Bundesländern (mit Ausnahme von Sachsen und Bayern) auch gesetzlich geregelt.

Informationen, was genau ein Bildungsurlaub ist, wer Anspruch darauf hat und welche Kurse besucht werden können, finden Sie auf unserer Seite zum Bildungsurlaub.

Jetzt wünsche ich Ihnen ganz viel Spaß und Freude beim Lernen,
Ihre Silvia Duske

 

 

Literatur:

Abicht, L. (2007): Noch lange nicht Methusalem – Warum es sich lohnt, ständig zu lernen. W. Bertelsmann Verlag GmbH & Co. KG, Bielefeld

Maguire, E.A., Gadian, D.G., Johnsrude, I.S. und Frith, C.D. (2000): Navigation-related structural change in the hippocampi of taxi drivers. Proceedings of the National Academy of Sciences, Band 97, Ausgabe 8, Seite 4398-4403
https://www.pnas.org/doi/full/10.1073/pnas.070039597

Woollett, K. & Maguire, E.A. (2011): Acquiring „the Knowledge“ of London’s Layout Drives Structural Brain Changes. Current Biology, Band 21, Ausgabe 24, Seite 2109-2114
https://www.cell.com/current-biology/fulltext/S0960-9822(11)01267-X?_returnURL=https%3A%2F%2Flinkinghub.elsevier.com%2Fretrieve%2Fpii%2FS096098221101267X%3Fshowall%3Dtrue

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