Im Alltag geht es oft genug drunter und drüber. Das Telefon klingelt, das Handy auch – und nicht nur bei Anrufen, sondern dank moderner und smarter Technik auch wenn wer etwas von mir will oder auch nicht, irgendetwas in der Welt passiert, meistens nichts Gutes und so weiter und so fort.
Dabei sollte doch eigentlich der Entwurf heute noch fertig werden, die Statistiken ausgewertet, die Mitarbeiter eingewiesen und die Besprechung vorbereitet. Da kann es schnell passieren, dass man nicht mehr weiß, wo einem der Kopf steht. Wie gut, wenn man einen Rückzugsort hat, der es einem gestattet, offline zu gehen. Nicht nur von der Technik, auch von den Mitmenschen, wenn es einmal sein muss, aber auch von Anforderungen, Überforderungen und Zwang und Enge.
Natürlich könnte ich Ihnen nun eine Anleitung geben, wie Sie sich bei sich zu Hause einen eigenen Rückzugsort am besten stilsicher und modern einrichten, doch kommt es wirklich so sehr auf Äußerlichkeiten an? Oder ist es nicht viel wichtiger, diesen Rückzugsort ein wenig entspannter zu sehen, spontaner und unkomplizierter? Ohne langes Einkaufen, Streichen, Einrichten, Dekorieren? Einfach nur zurückziehen und abschalten?
Sicher, das geht. Das bedeutet auch nicht, dass diejenigen, die gerne einen eigenen Rückzugsort oder einen Meditationsraum haben, sich diesen nicht nach ihren Vorstellungen gestalten können, es bedeutet nur, dass manchmal weniger mehr ist. Mehr Abschalten, mehr Alltagstauglichkeit, mehr Ruhe, mehr Spontaneität, mehr Nichts-Müssen.
Sicherlich haben Sie schon Reportagen über Asien gesehen. Da gibt es Länder, die unglaublich übervölkert sind und in denen Lebensraum unvorstellbar teuer ist. Doch erstaunlicherweise sind es gerade die Asiaten, die als die herausragenden Erschaffer von Meditations- und Achtsamkeitsdisziplinen gelten. Vielleicht gerade weil den Menschen dort nur wenige Möglichkeiten zur Verfügung stehen, sich räumlich von anderen zurückzuziehen, sind sie wahre Meister darin, sich mitten im Gewühl einen Rückzugsort zu schaffen.
Ihre Lebensweise lässt Möglichkeiten zum Rückzug zu. Dazu haben Meister zu allen Zeiten hochstilisierte Künste wie Kalligrafie, Ikebana, die Teezeremonie, Kampfkünste und vieles mehr geschaffen, die zu erlernen ungeteilte Aufmerksamkeit der Schüler erfordert. Ein lebenslanges Üben in der entsprechenden Kunst gibt die Möglichkeit, Körper und Geist zu stärken und sich, wenn auch nicht immer räumlich, so doch immer seelisch und körperlich von allem Belastenden zu befreien, Abstand zu gewinnen, Ruhe einkehren zu lassen, Kraft zu schöpfen, achtsam zu werden. Ein ganz wichtiger Faktor bei solchen Künsten ist es, dass die Schüler lernen, diese Tugenden mit in ihren Alltag zu leben. So ist es ihnen möglich, sich auch im „richtigen Leben“ bei Bedarf jederzeit zurückzuziehen.
Doch auch räumlicher Rückzug ist Asiaten möglich, nicht nur kurzfristig. Es gilt als ehrenhaft, einen Teil seines Lebens in einem Kloster zu leben. Neben täglicher harter Arbeit und strengen, hierarchisch gestalteten Regeln, stehen vor allem Meditationen und Achtsamkeitsübungen im Vordergrund des Klosteralltags. Nach mehreren Jahren des klösterlichen Lebens kehren die meisten Bewohner wieder in ein weltliches Leben zurück.
Wussten Sie aber, dass auch christliche Klöster die Möglichkeit bieten, als Rückzugsort zu dienen? Reflexionstage nennt man meist speziell für Laien organisierte Events, bei denen die Interessierten ein paar Tage in einem Kloster aufgenommen werden, um dort Ruhe und Frieden zu finden. Dabei muss die Religion nicht im Vordergrund stehen, kann sie aber, wenn gewünscht. Gespräche, Inspirationen, Musik, Aktivitäten, Spaziergänge, Meditationen und viel mehr sind Angebote, die man bei solchen Reflexionstagen annehmen kann.
Vielleicht ein sehr guter Anfang, zu lernen, sich einen eigenen Rückzugsort im eigenen Innern zu schaffen?
Die Ausbildungen „Entspannungstrainer“ und „Burnout Berater“ sowie „Meditationsleiter“ werden ebenfalls in einem Kloster angeboten – gerade aus diesen Gründen.