Kerstin Hübschmann ist gelernte zahnmedizinische Fachangestellte. Nach einem Burnout stellte sie die Weichen neu und absolvierte neben der Ausbildung als Heilpraktikerin für Psychotherapie die Ausbildung zur Entspannungstrainerin bei BIEK. Inzwischen betreibt sie erfolgreich ihre eigene Praxis für Psychotherapie, gibt regelmäßige Entspannungskurse und ist Dozentin an der Deutschen Heilpraktikerschule. In diesem Interview spricht sie über ihre Erfahrungen und Erfolge.
Hallo Kerstin! Was hat dich denn bewogen, die Ausbildung Entspannungstrainer bei BIEK zu machen?
Kerstin Hübschmann: Schon während meiner Tätigkeit als zahnmedizinische Fachangestellte ist mir immer wieder aufgefallen, wie sehr direkter Kontakt durch die persönliche Ansprache, Berührung und Atmung den Patienten geholfen hat, ihre Ängste loszulassen. Damals entschied ich mich für eine Weiterbildung in der medizinischen Hypnose. Das habe ich dann auch erfolgreich im Beruf angewandt. Nachdem sich durch ein Burnout in meinem Leben einiges verändert hat und ich den Weg in Richtung Heilpraktikerin für Psychotherapie angetreten habe, erschien mir die Ausbildung zur Entspannungstrainerin beim BIEK als eine wunderbare Ergänzung. Mit dem Wissen rund um bewährte Entspannungstechniken erhoffte ich mir ein weiteres Werkzeug um einen besseren Zugang zu meinen Klienten zu finden. Ich habe außerdem die Erfahrung gemacht, dass die Menschen gerade in der Psychotherapie Entspannungsmethoden eher an sich heranlassen als beispielsweise Hypnose – hier reagieren viele Klienten ängstlich, aus Sorge vor Kontrollverlust, wie es oft in der Showhypnose zu sehen ist.
Was waren denn die Inhalte der Ausbildung Entspannungstrainer? Was hat dir am meisten gefallen?
Kerstin Hübschmann: Die Ausbildung ist sehr umfangreich. Unsere Trainerin hat sehr gut vermittelt, was genau Stress ist, wie er entsteht und wie die gesundheitlichen Folgeschäden von Dauerstress aussehen. Und: Wie konkret wirken Entspannungsmethoden auf unseren Körper? Hier hat die Trainerin die körperlichen Symptome sehr klar und strukturiert erklärt. Besonders das Thema Psychosomatik hat sich für mich in ein ganz klares Licht gerückt. Mit diesem Wissen wurde mir bewusst, dass unser Körper der Spiegel der Seele ist. Besonders spannend war für mich die Erkenntnis, wie Entspannungsmethoden auf den Körper wirken und sogar bestehenden chronischen Prozessen entgegenwirken können – hier meine ich zum Beispiel Bluthochdruck, Diabetes, Morbus Crohn.
In der Ausbildung zur Entspannungstrainerin habe ich zu allererst den Umgang mit den unterschiedlichen Charakteren in einer Gruppe gelernt. Ich weiß jetzt, wie ich als Kursleiterin mit der Gruppendynamik zwischen meinen Teilnehmern umgehe. Das ist ein Werkzeug, das ich sowohl im privaten als auch im beruflichen Umfeld nutze.
Die gelehrten Entspannungsmethoden sind das autogene Training und die progressive Muskelentspannung. Wir haben gelernt beide Techniken anzuwenden und unseren Kursteilnehmern zu vermitteln. Ich bin ein ganz großer Fan des autogenen Trainings. Diese Methode hilft nicht nur Kopflosigkeit, Kopflastigkeit und Spannungszustände abzulegen, sondern auch Leistung aktiv abzurufen – wie beispielsweise bei einer Prüfung.
Was ist autogenes Training?
Kerstin Hübschmann: Ich sage immer: Autogenes Training ist die kleine Schwester der Hypnose. Die Methode wurde 1925 von dem Psychiater Prof. Dr. Schultz entwickelt, der Elemente aus der Hypnose in seine neue Entspannungstechnik einfließen ließ. Beim autogenen Training sind wir nicht willenlos. Wir sagen uns selbst immer wieder bestimmte Formeln im Kopf vor und suggerieren so unserm Körper ein Gefühl von Ruhe, Schwere oder Wärme.
Autogenes Training wirkt entspannend, stressabbauend und harmonisierend. Auch bei bevorstehenden schwierigen Situationen, wie zum Beispiel Gespräche mit Vorgesetzten oder bei Prüfungssituationen bewahrt die Person die innere Ruhe und einen klaren Kopf. Autogenes Training sorgt also dafür, dass wir unser inneres Gleichgewicht nicht verlieren oder es wiederfinden. Vielen hilft das, einen besseren Zugang zum eigenen Körper zu finden und sich dadurch tatsächlich zur Ruhe zu bringen. Es hilft bei Erschöpfungszuständen, Schlafstörungen, innere Unruhe, Magen- Darmproblemen. Außerdem hat die Entspannung durch autogenes Training direkten Einfluss auf Herz und Kreislauf. Auch bei Verspannungen, Konzentrationsstörungen oder bei Ängsten ist autogenes Training ein sehr hilfreiches Werkzeug.
Wir können mit dem autogenen Training extrem viel Einfluss auf unser gesamtes vegetatives Nervensystem nehmen. Hierbei wird durch die Formel auf den Sympathikus und den Parasympathikus Einfluss genommen.
Wie genau wendet man autogenes Training an?
Kerstin Hübschmann: Zuerst lernen wir beim autogenen Training eine relativ lange, feste Formel, die wir uns immer wieder innerlich vorsagen, beginnend mit „Ich bin ganz ruhig…“. Meinen Kursteilnehmer bringe ich dann immer bei, diese Formel mit einem tatsächlichen Moment der Ruhe zu verknüpfen: Ich rufe mir beispielsweise immer das Bild eines Waldspaziergangs vor mein inneres Auge. Für jede weitere Formel ist es mir wichtig, dass meine Kursteilnehmer dazu ein tatsächliches positives Gefühl oder Bild im Hinterkopf haben. So klappt die Entspannung deutlich besser.
Und wie funktioniert es dann, dass ich tatsächlich ruhig werde?
Kerstin Hübschmann: Meine Teilnehmer brauchen etwa acht Wochen, um diese Formeln so zu verinnerlichen, dass sie sich selbst komplett runterbringen können. Ich empfehle auch immer, sich nach einiger Zeit eine ganz eigene Formel zu basteln. Die Teilnehmer können die Formel kürzen oder andere Worte nutzen – Hauptsache es ist für sie stimmig. Und wenn diese Verknüpfung, von der ich eben gesprochen habe, gut verankert ist, kann es auch schon reichen, wenn ich mir das Wort „Ruhe“ im Geiste vorsage. Die Ruhe kehrt dann von selbst ein. Autogenes Training lässt sich also ganz einfach in den Alltag einbinden.
Ist autogenes Training besser als progressive Muskel Entspannung?
Kerstin Hübschmann: Das kann man nicht pauschal sagen! Aktivere Menschen springen häufig eher auf die progressive Muskel Entspannung an, während es anderen Kursteilnehmern gar nicht gut damit geht. Ich empfehle immer: Einfach ausprobieren und schauen, welcher Typ man ist.
Was ist der Nachteil vom autogenen Training?
Kerstin Hübschmann: Es erfordert regelmäßige Übung. Weil dies im Alltag sehr schnell zu kurz kommt, biete ich für meine Kursteilnehmer und Klienten ein freies Kurskonzept an. Die Teilnehmer können selbst entscheiden ob sie an diesem oder am nächsten Termin teilnehmen. Sie sind nicht verpflichtet, aber sie haben die Möglichkeit, sich immer wieder ins autogene Training einzufinden. Was mir die Teilnehmer immer wieder bestätigen: Es lohnt sich am Ball zu bleiben!
Erzähl uns mehr von deiner Tätigkeit als Entspannungstrainerin!
Kerstin Hübschmann: Meine offenen Kurse finden alle 14 Tage in einer Gruppe vom bis zu acht Leuten statt. In dem Kurs gehe ich immer ganz speziell auf die Wünsche der Kursteilnehmer ein: Möchte jemand eine Fantasie-Reise? Oder soll es eine Einheit progressive Muskelentspannung sein? Ich bin da ganz flexibel. Neben den offenen Kursen biete ich in Kleingruppen oder im Einzelcoaching auch festes Entspannungstraining. Damit habe ich bisher sehr gute Erfolge erzielt. Weil ich bei sehr kleinen Gruppen ganz gezielt auf die einzelnen Teilnehmer eingehen kann, schaffen die Teilnehmer es meistens, die Formel in vier statt in acht Wochen zu erlernt.
Wie kannst du deine Erkenntnisse aus der Ausbildung zur Entspannungstrainerin in deinem sonstigen beruflichen Alltag einsetzen?
Kerstin Hübschmann: Ich arbeite halbtags in der Zahnarztpraxis. Dort kann ich besonders bei Angstpatienten mit Atmung und mit Ruheformeln arbeiten. Das funktioniert sehr gut. In der psychotherapeutischen Praxis setze ich es gerne ein, wenn die Klienten zu kopflastig sind – wenn das Gedankenkarussell gar nicht mehr zur Ruhe kommt. Dann nutze ich die Entspannung als ein kurzes Timeout in dem die Klienten zum Beispiel für ein paar Minuten ganz konzentriert in den Bauch atmen oder eine andere Entspannungsübung machen. Das setzt einen Fokus auf die Körperwahrnehmung. So bekommt der Klient einen klaren Kopf, einen Perspektivenwechsel. Eine Entspannungstechnik während der Psychotherapie anzuwenden, hat sich für mich schon an vielen Stellen als wertvoll erwiesen.
Würdest du sagen, die Ausbildung zur Entspannungstrainerin bei BIEK hat dich beruflich weitergebracht?
Kerstin Hübschmann: Auf jeden Fall hat mich die Ausbildung beruflich weitergebracht. Ich kann eigentlich jedem eine Ausbildung zum Entspannungstrainer empfehlen – besonders jenen, die viel mit Menschen arbeiten wie Heilpraktikern, Therapeuten oder Menschen in Pflegeberufen. Ich habe nicht nur gelernt meinen Gegenüber wieder runter zu bringen, sondern kann mich auch selbst fundiert entspannen. Weil wir ja doch oft im Außen sind, statt bei uns, kann eine solche Ausbildung helfen zu uns zurück zu kommen.
Vielen Dank für deine Zeit, Kerstin!
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