Von morgens bis abends tönt es aus den Lautsprechern und strahlt es von Deutschlands Mattscheiben, das C-Wort. Vorsichtsmaßnahmen, Folgen und Einfluss aller Art auf unser Leben, Schließungen, Öffnungen, Angst vor der Angst und vor allem einem Wiederaufflammen der Krankheit. Die Kinder sind zu Hause, der Urlaub ist gestrichen, Börse und Wirtschaft fahren Achterbahn.
Nicht minder beunruhigend als das Virus selbst ist die Unsicherheit, die es landauf, landab hinterlässt. Doch genau diese emotionale Situation ist es, die mich täglich daran erinnert, warum es so wichtig ist, Achtsamkeit zu praktizieren.
Die tägliche Meditation
Meine tägliche Meditation nutze ich nun auch immer wieder dafür, herauszufinden, was diese neuen, wenn auch starken Emotionen in mir hervor bringen. Ist jetzt genau die beste Zeit, all das Gelernte in der Praxis anzuwenden? Sicher, denn Achtsamkeit inmitten von Ruhe und Harmonie ist vergleichsweise einfach. Nun zeigt es sich, wer die Achtsamkeit auf das nächste Level heben kann. Denn auch wenn die Achtsamkeit sanft und harmlos daherkommt, so ist sie doch vor allem für die Zeiten gedacht, in denen die äußere Unruhe die innere Stille zu erschlagen droht.
Angst, achtsam betrachtet
Gestern lenkte ich meine Achtsamkeit auf die direkten Auswirkungen, die die Nachrichten auf mich und mein Verhalten haben. Gut, ich habe eine Flasche Desinfektionsmittel für zu Hause gekauft, was man hat, das hat man.
Dann spürte ich in mich hinein, als ich meine Gesichtsmaske aufzog, um das Haus zum Einkaufen zu verlassen. Ich verharrte und bemerkte, dass die Angst in mir aufstieg. Mein Herz schlug lauter als normal, meine Gedanken veranstalteten ein wahres Wettrennen und fast schon zogen Bilder vor meinem inneren Auge auf, in denen ich krank wurde. Die Alkoholflasche vor dem Supermarkt erschien mir die Rettung und vielleicht habe ich mir damit etwas länger die Hände desinfiziert, als es eigentlich nötig gewesen wäre.
Diese kleinen, täglichen Achtsamkeitsmomente helfen mir dabei, zu verhindern, dass mich die Angst übermannt. Menschen, die von Hause aus dazu neigen, ängstlich und vorsichtig zu sein, werden auf alle Fälle von solchen Achtsamkeitsübungen und Meditationen profitieren.
Es ist wichtig, sich dabei klar zu machen, dass die Angst eine wichtige Funktion in unserem Leben einnimmt. Sie ist es, die uns vor Gefahr bewahrt. Die Angst vor Dingen oder Situationen, die uns gefährlich werden könnten, hilft uns dabei, unnötige Risiken zu vermeiden. Ein wunderbarer Mechanismus, den sich die Natur ausgedacht hat, denn er kann verhindern, dass wir ins Verderben laufen.
Die Bedrohung, die wir wahrnehmen, ist real und kann normalerweise von anderen Menschen nachvollzogen werden. Ganz anders sieht es mit der Angst aus. Denn diese ist sehr individuell. Als wie groß diese Angst empfunden wird, hängt nämlich von Ihnen selbst ab. Den Erfahrungen, die Sie in Ihrem Leben gemacht haben, spielen dabei genauso eine Rolle wie die Frage, wie sehr Sie sich dazu in der Lage fühlen, mit der bedrohlichen Situation umzugehen.
Sie sind aber auch unabhängig davon dazu in der Lage, die Intensität der Angst zu kontrollieren. Das ist wichtig, denn ein Übermaß an Angst, sei es, dass Sie sie über einen zu langen Zeitraum empfinden oder auch, dass Sie sie als zu intensiv wahrnehmen, ist schädlich. Sie vermindert Ihre Hirnleistungen und aktiviert Ihr Reptiliengehirn. Anstatt sich mit gut durchdachten Lösungsstrategien stark zu machen und die Bedrohung zu kontrollieren, können Sie nur noch instinktiv reagieren. Dann werden aus einem Paket Klopapier schnell einmal ein ganzer Kofferraum voll oder die zehnte Flasche Desinfektionsmittel wird nach dem Ablaufdatum endlich entsorgt.
Eine achtsame Woche wünscht Ihnen Ihre Silvia Duske
