Klingt schräg, sagen Sie? Aber diese und vergleichbare Aussagen trafen Protagonisten für eine Berliner Kampagne in diesem Jahr. Diese Kampagne hat „EY ALTER“, eine Initiative eines weltweit tätigen deutschen Automobilherstellers in Stuttgart durchgeführt. Dabei wurden ab Mai 2018 überall in Berlin aufmerksamkeitsweckende Plakate aufgehängt.
Auf diesen stehen die verschiedensten Typen vor farbig markantem Hintergrund. Allen gleich? Sie haben ein Alter. Ein Alter, das mit Stereotypen behaftet ist. Ganz gleich welches. Doch irgendwie passen sie nicht unbedingt auch immer in die Stereotypen ihrer Mitmenschen, und das bringen sie zum Ausdruck.
Menschen mit Charakter
Es sind Menschen wie du und ich, Menschen, die einem überall begegnen können. Menschen mit Charakter und einer Lebensgeschichte. Menschen, die sich eben nicht in eine Schublade stecken lassen, sondern stattdessen lieber ihr Leben so leben, wie es für sie passt.
Einer von Ihnen ist Klaus W., der ehemalige oberste Bürgermeister von Berlin. Er postuliert: „Ich bin 64 und 35 und das erste Mal 21.“
Doch wie kommt er zu dieser Aussage? Das wird unter diesem Statement auch gleich erklärt, und zwar mit folgendem Satz: „Klaus W. spielt gerne Golf, muss nicht mehr überall dabei sein und chillt jetzt erst mal sein Leben.“
Vielschichtiges Leben erlauben
Genau das ist der Kern der ganzen Kampagne, denn wenn er Golf spielt, ist er der aktive 64jährige. Spaß am Leben zu haben, bedeutet aber auch, immer wieder auf die Piste zu gehen. Doch mit Mitte 30 muss man eben auch nicht mehr überall dabei sein, das ist schon klar. Den Luxus, den sich so mancher Schulabgänger oder Jungstudent mit 21 gönnt, nämlich erst mal sein Leben zu chillen, diesen Luxus erlaubt sich der charismatische Macher-Typ zum ersten Mal in seinem Leben. Zuvor ging es immer um Karriere und Erfolg.
Entscheiden? Nein, danke
Eine andere Protagonistin ist Kim B., eine moderne, lebenshungrige Frau. Sie erscheint auf dem Plakat mit einem geblümten Einteiler, den sie zu einer Lederjacke kombiniert hat. Dazu trägt sie wilde, geflochtene Zöpfe. Ihr Plakat lässt verlauten, dass sie 22 ist und 13 und immer wieder gerne 67. Da stellt sich doch so mancher Zeitgenosse die Frage: „Können die sich denn nicht für ein Alter entscheiden?“
Diese Frage kontern die Menschen der Kampagne mit einer lebenslustigen Gegenfrage: „Müssen wir das denn?“
Und diese Frage stelle ich mir auch oft. Fühle ich mich immer so, wie andere meinen, dass man sich in meinem Alter fühlen müsste? Benehme ich mich so, wie andere meinen, dass ich mich benehmen müsste? Nein. Soll ich Ihnen etwas verraten? Das ist auch gut so. Oder wie sehen Sie das?
