Vielleicht haben Sie schon gelesen, dass wir beschlossen haben, die Natur die Hauptrolle in unseren Seminaren, die im Seminar-Gästehaus Odenwald stattfinden werden, spielen zu lassen. Und eventuell haben Sie sich daraufhin gefragt, wie das gehen soll und ob es tatsächlich möglich ist, durch den Einfluss von Natur beispielsweise Resilienz zu erlernen.
Da ich in der letzten Zeit häufiger auf dieses Thema angesprochen wurde, möchte ich es in diesem Blogbeitrag aufgreifen.
Der Einfluss von Natur wird im Coaching bereits genutzt
Haben Sie schon mal davon gehört, dass einige Coaches mit ihren Klienten*innen in den Wald beziehungsweise in die Natur gehen?
Ja, das gibt es tatsächlich und es geht noch weiter: Coach und Coachee gehen nicht „einfach nur“ raus; die Natur wird sogar als Co-Coach eingesetzt! Also als ein weiterer, den Klienten begleitender Coach. Dabei wird das Coaching größtenteils im Gehen praktiziert, wobei es jedoch natürlich auch möglich ist, sich auf einer Bank niederzulassen. Als Naturraum kommen dabei Wälder, Almwiesen, ein Strand oder auch der städtische Park infrage.
Was die Methodik angeht, so ist es möglich, die Natur einfach als gesundheitsfördernden Rahmen zu nutzen oder aber sie direkt in das Coachinggeschehen einzubinden.
Wie die Natur zu uns spricht und uns beeinflusst
Doch wie bindet man die Natur in einen Coaching- oder Lernprozess für ein Seminar ein? Schließlich kann die Natur ja nicht sprechen oder uns Hinweise geben oder Fragen stellen.
Hm… kann sie das wirklich nicht? Ich meine schon! Natürlich nicht im herkömmlichen Sinne, indem sie Wörter verbalisiert und zu Sätzen zusammenfasst. Stattdessen nutzt die Natur Gefühle und Emotionen, um mit uns in Kontakt zu treten.
Allein schon durch den Abstand zum Alltag, der durch einen Spaziergang oder eine Wanderung geschieht, gelingt es oft, sich von Problemen zu distanzieren und damit die Perspektive zu wechseln. Und so auch zu neuen, frischen Lösungen zu kommen. Denn dass die Interaktion mit der Natur unsere Kreativität fördert bestätigen verschiedene Studien, zum Beispiel von Ratcliffe et al.
Außerdem „spricht“ die Natur durch Natursymbole zu uns, die wir als Analogie und Metapher für unser Leben und unsere individuelle Fragestellung nutzen können. Diese Symbole können Tiere oder Pflanzen sein. Aber auch ein Baumstumpf, aus dem neues Leben erwächst, ein Stein am Wegesrand, der uns von seiner Form her an etwas erinnert, ein Aussichtspunkt mit Weitblick oder auch Wetterkapriolen können uns Hinweise geben oder gar die Lösung für eine Herausforderung in unserem Leben darstellen.
Denn sowohl im Coaching als auch in unseren Seminaren und Ausbildungen gehen wir davon aus, dass jede*r Klient*in und jede*r Teilnehmer*in die Lösung für seine*ihre individuellen Fragestellungen bereits in sich trägt. Und die Natur hilft dabei, diese – zum Teil tief verschütteten und schon verlorengeglaubten – Ressourcen wieder ans Tageslicht zu holen. Ganz einfach dadurch, dass man durch, in und mit der Natur anders auf eine bestimmte Situation schaut, diese aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet und dabei auch seinen Gefühlen und Emotionen Raum gibt.
Der Einfluss von Natur auf unsere Gesundheit
Überdies bietet die Natur – neben diesen positiven seelischen Effekten – auch diverse Vorteile für unsere Gesundheit. Beispielsweise beschreibt Richard Louv in seinem Buch „Das Prinzip Natur: Grünes Leben im digitalen Zeitalter“ sehr schön, dass Aktivitäten in der Natur bereits nach wenigen Minuten unsere Stimmung heben und zudem unser Selbstwertgefühl steigern!
Darüber hinaus hat das Tageslicht ebenfalls eine wohltuende Wirkung auf uns – während unter Kunstlicht dagegen vermehrt Stresshormone ausgeschüttet werden. Gleichmäßige Naturgeräusche wie Vogelgezwitscher und das Plätschern eines Baches aktivieren zudem in unserem Gehirn Alpha-Wellen (die die Entspannung anregen), während die Geräuschkulisse in Großraumbüros und Verkehrslärm uns unkonzentriert und nervös macht. Zudem ist wissenschaftlich durch verschiedene Studien erwiesen, dass schon mehrere kurze Aufenthalte im Wald den Blutdruck senken und auch das Stresshormon Cortisol dadurch vermindert wird.
Und damit nicht genug! Auch unser Immunsystem wird gestärkt! Das geschieht vor allem im Wald durch die Phytonzide, die von den dortigen Bäumen abgegeben werden. Diese steigern unter anderem die Anzahl der natürlichen Killerzellen, die die Aufgabe haben, infizierte und entartete Zellen (zum Beispiel Krebszellen) auszumachen und frühzeitig zu eliminieren.
Mehr über die gesundheitsfördernden Wirkungen des Waldes, können Sie in einem früheren Blogbeitrag nachlesen: Waldbaden: Wie Sie im Wald Stress abbauen können.
In unseren Seminaren wird zukünftig der Einfluss von Natur genutzt
Sie sehen also: Unsere Entscheidung, die Natur, die rund um unser Seminar-Gästehaus in Höchst im Odenwald so greifbar ist, mehr in unsere Seminare einfließen zu lassen, kommt nicht von ungefähr! Wir versuchen damit für unsere Seminarteilnehmer*innen Kurse zu kreieren, die einen ganzheitlichen und langanhaltenden Effekt haben und ihnen außerdem noch gesundheitliche Vorteile schenken.
Noch konnten wir nicht all unsere Ideen umsetzen, doch werden wir in den kommenden Monaten weiter daran arbeiten. Schauen Sie einfach immer mal wieder auf unserer Website vorbei: Seminar-Gästehaus B.I.E.K.
Literatur:
Richard Louv (2012): Das Prinzip Natur: Grünes Leben im digitalen Zeitalter. Beltz-Verlag, Weinheim.
Ratcliffe E., Gatersleben B., Sowden P.T. und Korpela K.M. (2021): Understanding the Perceived Benefits of Nature for Creativity. Wiley Online Library
https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1002/jocb.525
