„Die Menschen werden immer dicker – auch die Schlanken“ tönt ein Artikel der Onlineausgabe des Focus vom 13.07.2019. Der Spiegel Online stößt ins gleiche Horn, wenn er am 12.07.2019 verkündet: „Auch die Schlanken werden dicker“. Doch wen wundert´s, wenn die allgemeine Devise in allen Lebenslagen heißt: Konsumiert, um das Wachstum nicht zu gefährden!
Mir stellt sich immer wieder die Frage: „Ist es mir möglich, mich physisch, spirituell, emotional und intellektuell zu beschränken?“ „Kann ich loslassen?“ Das scheint mir ein ganz wesentliches Thema im Leben.
Loslassen: traditionell ein wichtiges Thema
Wen irritiert es, dass praktisch alle ethischen und religiösen Lehren den Begriff des Fastens, also des grundlegendsten Loslassens kennen. Sei es als Möglichkeit der inneren und äußeren Reinigung, auf Vorbereitung und Begleitung großer Schritte im Rahmen der persönlichen Entwicklung oder auch um zu verhindern, dass wir uns zu sehr ans Weltliche ketten.
Loslassen im Innen und Außen
Dabei bezieht sich das Fasten nicht ausschließlich auf die Einhaltung bestimmter Essensregeln und den Verzicht auf „Luxusspeisen“. In praktisch allen Kulturen werden auch immer Verhaltensregeln aufgestellt, zur Ruhe zu kommen, Einkehr zu halten und im Inneren und Äußeren Verzicht zu üben. An Andere denken kann auch eine Form des Fastens sein. Zu spenden, sich einzubringen, Mitmenschen zu helfen.
Loslass-Meditation
Heute möchte ich Ihnen eine Kurzmeditation vorstellen, mit deren Hilfe Sie loslassen üben können.
Suchen Sie sich einen Ort, an dem Sie äußere Stille erfahren können. Sorgen Sie dafür, dass Sie für die nächsten 10 Minuten niemand stört. Schalten Sie die Klingel und das Telefon aus und erfreuen Sie sich daran, dass Sie nun eine Weile nicht erreichbar sind. Setzen Sie sich in einer bequemen Position entweder auf den Boden oder auch auf einen Stuhl, einen Sessel oder wo immer Sie sich vollkommen entspannen können. Achten Sie darauf, dass Sie nichts stört, keine einengende Kleidung, kein unerwünschter Luftzug oder was auch immer. Bewegen Sie sich so lange, bis Sie genau die Position gefunden haben, die für Sie passt.
Kommen Sie zur Ruhe, indem Sie tief ein- und ausatmen. Durch die Nase ein und durch den Mund wieder aus. Denken Sie beim Ausatmen: „Loslassen“. Atmen Sie anschließend wieder durch die Nase ein, halten Sie den Atem für 3 Sekunden und atmen Sie anschließend ganz langsam durch die Nase wieder aus. Auch wieder beim Ausatmen „Loslassen“ denken und spüren.
Anschließend wiederholen Sie die Einatmung durch die Nase und beim Halten des Atems nehmen Sie sich vor, allen Stress, die Anspannung und alle negativen Gefühle loszulassen. Atmen Sie aus und sehen Sie diesen ungeliebten Lebensgenossen nach. Wie sie sich von Ihnen entfernen, immer weiter und weiter. Spüren Sie in sich hinein, wie sich immer mehr Entspannung in Ihnen breitmacht. Wie es Ihnen leicht fällt, loszulassen, geschehen zu lassen, frei zu sein.
Atmen Sie anschließend in Ihrem ganz persönlichen Rhythmus weiter, ohne ihn in irgendeiner Weise beeinflussen zu wollen. Lassen Sie atmen. Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf Ihr Gesicht. Lassen Sie zu, dass sich bei Ihren nächsten Atemzügen Ihr Gesicht mehr und mehr entspannt. Alle Muskeln in Ihrem Gesicht lassen los.
Danach lenken Sie Ihre Aufmerksamkeit auf Ihre Schultern. Spüren Sie, wie sich diese bei jedem Ausatmen mehr und mehr entspannen. Die Schultern werden weich und beweglich. Sie spüren regelrecht, wie Sie alle Anspannungen loslassen und die Energie wieder in den oberen Bereich Ihres Körpers strömt.
Nun achten Sie auf den unteren Bereich Ihres Körpers. Zunächst bemerken Sie, wie Ihr Bauch und all die Organe, die sich darin befinden, immer entspannter und lockerer werden. Sie lassen immer und immer mehr los. Das Blut und mit ihm die Energie kann ungehindert an jeden noch so versteckten Winkel Ihres Unterleibs gelangen – ganz einfach und von selbst.
Einige Atemzüge später wandert Ihre Aufmerksamkeit weiter hinab. Zu Ihren Beinen und Füßen. Sie spüren, wie auch Ihre Beine endlich loslassen können. Von der Last des Alltags, dem Druck des Sitzens, den Sorgen und Nöten. Lassen Sie zu, dass vollkommene Entspannung und vollkommenes Loslassen von Ihrem Körper Besitz ergreifen. Ihre Muskeln werden geschmeidig und elastisch und füllen sich mit einer ungeahnten Lebenskraft.
Bleiben Sie in diesem Zustand des absoluten Loslassens und genießen Sie ihn.
Atmen Sie nun wieder drei Mal tief ein und aus und kommen Sie zurück ins Hier und Jetzt. Sie sind energiegeladen und fühlen sich fit und entspannt zugleich.